Lösung für Rohstoff-Mangel? Kieler Firma recycelt Bauschutt
Langwierige Genehmigungsverfahren für den Abbau von Rohstoffen sorgen dafür, dass Sand und Kies immer knapper werden. Eine Alternative könnte das Recycling von Baustoffen sein.
Der Recyclinghof der Firma Glindemann in Kiel: Ein Lastwagen kippt eine Ladung Bauschutt ab. Der ist aus Beton und stammt von einem Gebäude-Abriss. "Das ist hochwertiges Recycling-Material", erklärt Dominik Hacker, Ingenieur der Glindemann Gruppe. Das Unternehmen produziert aus alten Baustoffen neue. Ein kleiner Kran hebt den Schutt auf das Förderband einer Maschine. Die zerkleinert die Brocken auf Kieselsteingröße. Außerdem sortiert sie Reste von Stahlstangen aus.
"Sie haben der alten Betonkonstruktion früher Halt gegeben und müssen jetzt von dem Bauschutt getrennt werden", erklärt Hacker. Die Stangen landen in einem Container. "Das Material wird später eingeschmolzen und dann entsteht daraus neuer Stahl."
Kommunen sollten begründen, warum sie keine Recycling-Rohtoffe verwenden
Rohstoffe wie Stahl wiederzuverwerten, helfe gegen die zunehmende Knappheit von Sand und Kies. "Es gibt keinen Rohstoff-Mangel, es gibt einen Genehmigungsmangel", meint Jan Christan Janßen von vero - dem Verband der Bau- und Rohstoffindustrie. Aus alten Baustoffen neue zu machen, könne zumindest ein Teil der Lösung sein. "Dazu müssten aber auch die Kommunen mitziehen, die die großen Aufträge vergeben. Ausgeschrieben werden aber oft nur Aufträge mit Primär-Rohstoffen", kritisiert Janßen. Primär-Rohstoffe sind zum Beispiel Kies und Sand, die direkt aus der Natur gewonnen werden.
Auch wenn es komplizierter sei, Bauten mit Recycling-Material auszuschreiben, müssten die Verwaltungen umdenken. "Bislang muss zum Beispiel angegeben werden, wo das Recycling-Material herkommt. Und es muss sichergestellt werden, dass es frei von Schadstoffen ist." Noch gebe es oft ein gewisses Misstrauen. "Es wäre besser, wenn Kommunen begründen müssten, warum sie keine Recycling-Rohstoff verwenden wollen", so Janßen.
Unternehmen: Recycling-Produkte auch aus der Region nutzen
Auf dem Recyclinghof in Kiel transportiert ein Bagger den zerkleinerten Beton zu einer weiteren Maschine, einige Meter entfernt. Diese sortiert das Material erneut. Am Ende entsteht ein Haufen von etwa gleichgroßen Betonbrocken. "Das ist unser Endprodukt", erklärt Ingenieur Hacker. Der Recycling-Beton werde zum Beispiel für Fundamente neuer Windkraft-Anlagen oder für den Unterbau von Straßen eingesetzt. "Hier schonen wir dann die knappen Primär-Rohstoffe Sand und Kies." Recycling-Produkte sind durch lange Transportwege und aufwendige Aufbereitungsverfahren teilweise sogar teurer. Das müsse aber nicht sein: "Werden Recycling-Produkte aus der Region benutzt, fallen die teuren Transportkosten weg", meint Hacker.
Kommunen geloben Besserung
Der schleswig-holsteinische Gemeindetag hat die Bedeutung des Themas offenbar erkannt. Geschäftsführer Jörg Bülow gibt sich selbstkritisch. Ein Fachhausschuss habe sich mit den Einsatzmöglichkeiten von Recyclingbaustoffen befasst. Er teilte schriftlich mit:
"Die Ausschussmitglieder haben die Notwendigkeit anerkannt, künftig stärker die Einsatzmöglichkeiten von Recyclingbaustoff zu berücksichtigen, und haben sich dafür ausgesprochen, diesen Aspekt verstärkt in den Ausschreibungen aufzunehmen. Sicherlich gibt es hier noch Potenzial für Aufklärungs- und Informationsmaßnahmen."
Seit August 2023 gebe es zudem neue Vorschiften für Qualität und Schadstoff-Freiheit sowie neue und einheitliche Prüfstandards. Diese würden den Einsatz von Recycling-Baustoffen vereinfachen. Alle Informationen müssten sich aber erst nach und nach herumsprechen.