Landärzte in SH: Suche nach Nachfolgern wird noch schwieriger
Jeder dritte Hausarzt in Schleswig-Holstein geht in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Besonders auf dem Land werden Wege und Wartezeiten wohl künftig länger.
Ob im Kreis Pinneberg, Dithmarschen oder Nordfriesland - schaut man auf die Seite der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH), werden vielerorts Ärzte gesucht, die eine Hausarztpraxis übernehmen wollen. Immer wieder heißt es auch ausdrücklich "Landarztpraxis gesucht". Aktuell sei das noch kein Grund zur Sorge, so Marco Dethlefsen von der KVSH. Rund 2.000 Hausärztinnen und Hausärzte gibt es aktuell im Land, etwa 60 Hausarztsitze sind frei. "Noch schaffen wir es in der Regel, dass frei gewordene Sitze nachbesetzt werden", sagt Dethlefsen. In ein paar Jahren könnte das aber anders aussehen.
Viele Hausärzte kurz vor dem Ruhestand
Jeder dritte Hausarzt in Schleswig-Holstein ist laut KVSH älter als 60 Jahre, wird also in den kommenden Jahren in Ruhestand gehen. Wenn diese eine eigene Praxis betreiben, müssen sie einen Nachfolger suchen. Auch beim Hausärzteverband Schleswig-Holstein sei besonders der Mangel an Landärzten schon jetzt ein großes Thema, berichtet der Vorsitzende Dr. Jens Lassen: "Insbesondere ist es das natürlich für die Menschen hier im Land, denn niemand weiß so gut wie die Patientinnen und Patienten, dass es schwierig ist, eine neue Hausarztpraxis zu finden." Beispielsweise im Planungsbereich Husum gebe es aktuell schon eine zweistellige Zahl an freien Hausarztsitzen. Aber auch in Städten werden laut KVSH teils monatelang Nachfolger gesucht.
Veränderte Einstellungen bei jungen Ärzten
Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Lebens- und Berufskonzepte der jungen Ärztinnen und Ärzte haben sich verändert. Viele wollen mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf lieber angestellt arbeiten, erklärt Lassen: "Weil sie wissen, welche immense Arbeitslast mit dem selbstständigen Führen einer Praxis verbunden ist." Auch Wünsche nach Teilzeit oder der Arbeit im Team in einer Gemeinschaftspraxis werden laut KVSH mehr. Außerdem stehe durch Budgets der Krankenkassen die Bezahlung oft nicht im Verhältnis zur Arbeit. "Das sind einfach Arbeitsbedingungen, bei denen die junge Generation nicht gerne zuschlägt", sagt Lassen.
Forderung: Mehr Digitalisierung, weniger Bürokratie
Wer überlegt, eine Landarztpraxis zu übernehmen, steht laut Lassen außerdem vor Fragen wie: Findet meine Partnerin, mein Partner dort auch einen Job? Gibt es Kita-Plätze und kulturelle Angebote? Da seien auch die Gemeinden in der Verantwortung - ebenso wie die Politik: Neben einer besseren Bezahlung fordert Lassen weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung, beispielsweise bei der elektronischen Patientenakte.