Kommunalwahl im Kreis Nordfriesland: Windparks, Ferienwohnungen und Ärztemangel

Stand: 09.05.2023 08:31 Uhr

Rund 141.000 Wählerinnen und Wähler aus dem Kreis Nordfriesland entscheiden bei der Kommunalwahl am 14. Mai, wie es weitergeht. Ein Thema ist die Zukunft des Klinikums Nordfriesland. Auch die erneuerbaren Energien und der Tourismus beschäftigen die Menschen.

von Andreas Rackow

Die Krankenhäuser und deren Erhalt ist für den noch amtierenden Kreistagspräsidenten Manfred Uekermann (CDU) das zentrale Thema. In den vergangenen fünf Jahren regierte im Husumer Kreistag eine Jamaika-Kooperation aus CDU, Grünen und FDP. Der Kreistag hat 56 Mitglieder. Sitzverteilung nach der Wahl 2018: 21 CDU, 11 SPD, 8 GRÜNE, 5 WG-NF, 4 SSW, 3 FDP, 2 AFD, 1 LINKE, 1 ZUKUNFT NF. Außerdem wird auf Kreisebene viel über die Themen Tourismusentwicklung, Energiepolitik und Zukunft der Landwirtschaft diskutiert. Für reichlich Gesprächsstoff sorgt das Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft - zum Beispiel auf Eiderstedt. Dort bereitet der Gänsefrass durch Nonnengänse vielen Bauern Kopfschmerzen.

Kreis braucht Hausärzte

Das Klinikum mit seinen drei Akutkrankenhäusern in Husum, Niebüll und in Wyk auf der Insel Föhr befinden sich in öffentlicher Trägerschaft des Kreises Nordfriesland. Aktuell gibt es nur noch in Husum eine Geburtenstation. Die Geburtenstation soll nach dem Willen der großen Mehrheit der Kandidierenden auch unbedingt bleiben. In Tönning entsteht zudem aktuell ein medizinisches Versorgungszentrum. Dort gab es früher einmal ein Krankenkaus. Mit Blick auf die schwierige Finanzlage fast aller Krankenhäuser im Land soll das Klinikum NF fit für die Zukunft gemacht werden. Aber auch der Erhalt und Ausbau der hausärztlichen Versorgung ist ein gewichtiges Thema in der Kommunalpolitik. Auch Pflegekräfte werden in Nordfriesland dringend gebraucht, denn immer mehr ältere Menschen verbringen im KKreis Nordfriesland ihren Lebensabend.

Erneuerbare Energien als Einnahmequelle

Ein Vogelschwarm bildest zwischen den Silhouetten von Windrädern eine Kugel. Der Himmel wird vom Sonnenuntergang erleuchtet. © Achim Bonni Foto: Achim Bonni
Viele Gemeinden haben danke der Einnahmen aus der Windenergie eine gute Finanzlage.

Nordfriesland ist beim Ausbau der erneuerbaren Energien Vorreiter. In vielen Gemeinden profitieren dabei auch die Einwohner von sogenannten Bürgerwindparks. Gemeinden wie Bosbüll, der Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog oder auch Emmelsbüll-Horsbüll haben dank der Einnahmen aus der Windenergie eine gute Finanzlage. Aber auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff, der Ausbau von Photovoltaik und Biogas-Anlagen sind wichtige Themen. Ganz oben auf der Prioritätenliste steht für Katrin Samulowitz (Bündnis 90/Die Grünen) aber auch die Bekämpfung des Fachkräftemangels. "Wir brauchen in Nordfriesland - ob im Handel, der Medizin, der Gastronomie oder im Tourismus - dringend Mitarbeitende", so ihre Forderung.

Sylt verbietet neue Ferienwohnungen

Das Verbot von neuen Ferienwohnungen und der von vielen beklagte Ausverkauf der Insel Sylt spielt auch im Kommunalwahlkampf eine wichtige Rolle. Im März 2023 beschloss die Gemeinde Sylt (Westerland, Keitum, Morsum, Tinnum, Munkmarsch und Rantum) ein Verbot neuer Ferienwohnungen. Der Bauausschuss der Gemeinde genehmigte jedoch trotzdem anschließend einzelne neue Ferienwohnungen. Begründung: die Anfragen lagen bereits vor dem Verbot vor. Spannend bleibt die Frage, ob andere Inselgemeinden wie Kampen oder auch List nachziehen werden. In List sorgte zudem der illegale Abriss des Alten Gashofs für bundesweite Schlagzeilen. Die Umstände, die zum Abriss kurz vor Silvester führten, werden in der nördlichsten Gemeinde Deutschlands emotional diskutiert.

VIDEO: Illegaler Abriss auf Sylt: Auf den Spuren eines Investors (7 Min)

Föhr und Amrum wollen Tourismus ohne Ausverkauf

Auf den beiden Inseln Föhr und Amrum soll der Ausverkauf verhindert werden. Die Entwicklung des Tourismus ist auch hier ein entscheidendes Thema. Dabei ist bezahlbarer Wohnraum für Einheimische ein Ziel. Auf Föhr wird gerade die Mittelbrücke neu gebaut. Das Projekt wurde und wird immer noch emotional diskutiert. Die 60 Jahre alte und baufällige Seebrücke wurde im Januar abgerissen.

Bredstedt plant den Ausbau von Fernwärme

Seit gut 20 Jahren werden im Norden der Stadt Bredstedt nach Angaben von Bürgermeister Christian Schmidt (CDU) rund 200 Haushalte mit Fernwärme beheizt. Das Netz soll zusammen mit dem Partner GP Joule ausgebaut werden. Geplant ist, in den kommenden Jahren rund 1.000 weitere Haushalte mit Wärme aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Dafür sind Investitionen von bis zu 40 Millionen Euro vorgesehen. Ziel ist es es außerdem, das Freibad - zumindest teilweise - mit Solarenergie zu beheizen. Auch die Modernisierung der Feuerwache steht auf der Agenda.

Amt Pellworm braucht neue Wasserleitung

Das Schleppnetzt eines Krabbenfischers wird zu Wasser gelassen © Screenshot
Auf Pellworm leben viele Krabbenfischer, die sich um ihre Zukunft sorgen.

Die alte Wasserleitung - gebaut in den 80er Jahren - nach Pellworm liegt frei und muss erneuert werden. Die Gezeiten haben ihr schwer zugesetzt. Aktuell wird über die Finanzierung diskutiert. Auch die Hallig Hooge wird über die Frischwasserleitung durch das Wattenmeer versorgt. Ein weiteres Thema auf Pellworm ist die Zukunft der Krabbenfischerei, die unter Umweltschützern umstritten ist. Die Krabbenfischer bangen nach einem geplanten EU-Verbot von Grundschleppnetzen um ihre Existenz.

Husumer wählen auch neuen Bürgermeister

In Husum wird nicht nur ein neues Stadtverordnetenkollegium gewählt, sondern auch eine neue Bürgermeisterin oder Bürgermeister. Amtsinhaber Uwe Schmitz tritt nicht mehr an. Ins Rennen gehen eine Kandidatin und vier Kandidaten, zwei davon sind parteilos. Zur Wahl stehen: Martin Kindl (CDU), Horst Bauer (SPD), Isabell Thomas (WGH), Lars Schmidt und Timo Beckmann. Am 9. Mai stellen sie sich ab 18:30 Uhr noch mal in der Husumer Messehalle vor.

Niebüll wächst

1998 - also vor 25 Jahren - hatte Niebüll noch gut 7.500 Einwohner - inzwischen sind es über 10.000. Da die Zehntausender-Grenze erst in der laufenden Legislaturperiode geknackt wurde, wird auch die neue Stadtvertretung deutlich größer. "Wir werden künftig mindestens 23 statt bisher 19 Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter haben. Deswegen müssen wir den Saal erweitern", so Niebülls Bürgermeister Thomas Uerschels (SPD). Dringend gesucht werden außerdem in Niebüll - wie fast überall im Kreis - Fachkräfte. Auch zusätzliche Kita-Plätze werden gebraucht. Der geplante Neubau der Südtondern-Halle ist mit rund 10 Millionen Euro veranschlagt. Außerdem steht die Sanierung des Anfang der 70er Jahre eröffneten Hallenbads an.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 14.05.2023 | 18:00 Uhr

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