Kolumne: Von Liegestützen und Selbstliebe
Gute Vorsätze sind eine feine Sache. Jedes Jahr nehmen sich viele Menschen etwas Neues vor - zumindest für ein paar Tage. Danach verfallen die meisten wieder in alte Muster. Ein Grund mehr für unsere Kolumnistin, die Diskussion ins Rollen zu bringen, dass Neujahrsvorsätze in Wirklichkeit nervig sind.
Hurra! Wieder einmal hat unsere Zeitrechnung uns die Chance auf einen Neuanfang gegeben. Wer wollte, konnte den nach 365-Tagen aufleuchtenden Reset-Knopf des Lebens drücken. Eine neue Chance fürs bessere "Ich". Mehr Sport, mehr Zeit mit der Familie, gesünderes Essen, weniger Geld ausgeben - hehre Ziele. Aber nur von außen. Spätestens im März streckt man die Beine abends wieder auf dem Sofa anstatt auf der Sportmatte aus. Ist klar. Angeblich dauert es 66 Tage, bis etwas zur Gewohnheit wird und, nun ja, das ist verdammt lang.
Tja, der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach, heißt es so schön. Das Problem ist ja aber, dass es der schwache Körper ist, der einem verschwitzt nach der gehechelten Jogging-Tortur sagt: Gib auf, lass mich in Ruhe. Und diesen Wunsch könnte man ihm ja auch erfüllen, hätte man dann nicht dieses bittere Gefühl, wieder versagt zu haben. Ziel wieder nicht erfüllt. Düdüm.
Blick auf das halb volle und nicht halb leere Glas
Ich habe Verständnis, denn Neujahrsvorsätze sind in Wirklichkeit genauso nervig wie der Biss in den mit Senf gefüllten Berliner an Silvester. Und hier kommt ein Mutmacher: An alle, die diesen Text mit der Hand in der Chipstüte lesen. An alle, die jetzt schon ihre Vorsätze aufgegeben haben. Ihr seid okay! Klar sind Liegestütze gesünder als Schokoriegel, aber noch gesünder - nein am gesündesten ist eines: Selbstliebe. Studien zeigen, wer mitfühlend ist mit sich selbst, ist weniger egoistisch, weniger ängstlich und weniger gestresst. Das ist es doch, was wir eigentlich wollen! Eine Übung, sich selbst mehr Freund zu sein: der Blick auf das halb volle, nicht halb leere Glas (und nicht aufs Handy!). Im besten Fall ist das Glas dann mit grünem Smoothie gefüllt - aber man muss ja nicht gleich übertreiben.