Hunderte Stellen im öffentlichen Dienst in SH unbesetzt
In den Landesverwaltungen in Schleswig-Holstein fehlt es an qualifiziertem Personal. In Schulen, im Finanzamt oder vor Gericht. Hunderte Stellen im öffentlichen Dienst sind derzeit nicht besetzt. Deutliche Kritik kommt von der SPD-Fraktion im Landtag, die Finanzministerin hält dagegen.
Die Landesregierung hat ein Personalproblem, sagt die Opposition. Weil Lehrkräfte fehlen, entfällt im Land Schulunterricht, vor Gericht finden Prozesse verzögert statt und die Polizei berichtet von Bewerbern, die nach der Aufnahmeprüfung im letzten Moment abspringen. Zuletzt hatte die Landesregierung die Altersgrenze für externe Bewerber auf einen Beamtenberuf von 45 auf 50 Jahre angehoben. Dennoch gibt es zu viele offene Stellen in der Landesverwaltung.
Derzeit seien mindestens 2.500 Vollzeitstellen im Landesdienst nicht besetzt, wie das Finanzministerium auf Anfrage des Finanzausschusses mitteilte. Die SPD-Fraktion rechnet damit, dass die Zahlen noch höher seien, da Stellen mit geringer Stundenanzahl in dieser Auflistung noch nicht aufgeführt wurden.
Schulen im Land fehlen Lehrkräfte
In den Schulen müssen 898 Stellen zum neuen Schuljahr besetzt werden. Im laufenden Schuljahr sind laut Bildungsministerium 147 Stellen an allgemeinbildenden Schulen im Land offen geblieben sowie 76 Stellen an berufsbildenden Schulen (Stand Oktober 2022). "Wir merken an vielen Orten im Land, dass der Staat nicht mehr gut funktioniert", so Beate Raudies, Sprecherin für Beschäftigte im öffentlichen Dienst der SPD-Fraktion.
Das Bildungsministerium macht allerdings klar, dass es sich bei den knapp 900 Stellen nicht um den Stand unbesetzter Planstellen handele, sondern um Ausschreibungen für neu geschaffene Planstellen zum 01. August. Diese, so teilt ein Ministeriumssprecher mit, würden sich momentan entweder im Status "im Auswahlverfahren" oder im Status "veröffentlicht" befinden.
Viele offene Stellen bei der Polizei
Bei der Polizei sind laut Finanzministerium 477 Stellen unbesetzt. 123 Stellen davon sollen im August durch Anwärter besetzt werden, erklärt Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Den Zeitpunkt der Anfrage kritisiert sie als unglücklich. "Hätten Sie uns Anfang August gefragt, dann sähe die Situation ganz anders aus." Erst kürzlich teilte die Gewerkschaft der Polizei (GDP) mit, dass es immer weniger Bewerbungen gibt. Auch komme es vor, dass viele Bewerber nach der Aufnahmeprüfung die Ausbildung nicht antreten. "Wir als GDP glauben, dass wir ungefähr 700 Stellen mehr brauchen", so die Gewerkschaft schon vor einiger Zeit.
Opposition stellt Sicherheit im Land infrage
Die SPD-Fraktion im Landtag fürchtet Konsequenzen aufgrund des Mangels. "Wenn bei der Polizei Menschen fehlen, geht das auf Kosten der Sicherheit", so Raudies. Sie kritisiert die Landesregierung für ein jahrelanges Missmanagement in der Personalpolitik. "Die Landesregierung muss erklären, wie sie diese Lücken füllen will." Zudem müsse das Land sich attraktiver aufstellen. Es sei eine Frage der Bezahlung und Arbeitsbedingungen, so die SPD-Politikerin. Schleswig-Holstein hat mit 41 Stunden Wochenarbeitszeit die längste Arbeitszeit für Beamte im norddeutschen Raum.
Heinold räumt Fachkräftemangel ein
Für Finanzministerin Monika Heinold ist die Situation "eine Momentaufnahme". Viele der rund 2.500 offenen Verwaltungsstellen werden erst ab August besetzt, darunter knapp 900 Lehrerstellen. Heinold räumt jedoch ein: Insbesondere in der Finanzverwaltung bleibt der Personalbedarf hoch. "In den nächsten Jahren ist es eine maximale Herausforderung, Stellen, die wir haben, mit guten Fachkräften zu besetzen."
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, bilde die Landesregierung deutlich mehr Personen aus als in den früheren Jahren, erklärt Heinold. "Wir sind jetzt dazu übergegangen, nicht mehr nur mit Beamtinnen und Beamten, sondern auch Tarifbeschäftigten zu arbeiten und wir machen große Werbekampagnen." Die Landesregierung arbeite weiter an Strategien, Fachkräfte zu gewinnen, denn die große Pensionswelle stehe erst noch bevor.