HIV-Beratungsbus in SH: Aidshilfe zieht positives Fazit
Er kommt dorthin, wo er gebraucht wird und bietet ein niedrigschwelliges Angebot für vulnerable Gruppen: der Beratungsbus der Aidshilfe Schleswig-Holstein. Das bundesweit einmalige Angebot wird gut angenommen und soll ausgeweitet werden.
Nach einem Jahr Einsatz des mobilen Test- und Beratungsangebotes zu HIV- und Hepatitis-C-Infektionen zieht die Aidshilfe Schleswig-Holstein ein positives Fazit. "Es ist eine großartige Bilanz für das erste Jahr. Der Aufbau der Struktur, der Haltestellen und der tragfähigen Kontakte benötigt Zeit, Engagement und Beharrlichkeit. Die Menschen, die wir beraten und testen, sind von großem Misstrauen und Ängsten geprägt, sodass eine gute Tasse Kaffee manchmal das Vertrauen herstellen kann", so Ute Krakow von der Aidshilfe Schleswig-Holstein.
Das Fahrzeug ist an zehn Orten im Land unterwegs, um Menschen anonym auf HIV und Hepatitis C zu testen. Angesprochen werden vor allem Obdachlose und Menschen, die in Armut leben und nur schwer Zugang zu Gesundheitsangeboten finden. Unter anderem hält der Bus an Essensausgaben, Wohnungslosenunterkünften und in der Nähe von Bahnhofsmissionen.
Aidshilfe: Hausärzte oft zurückhaltend bei HIV-Infizierten
Knapp fünf Minuten dauert es, dann sagt der Test, ob man sich mit Hepatitis C infiziert hat. Eine weitere Minute dauert dann der Test auf HIV. Bei einem positiven Testergebnis werden die betroffenen Menschen an eine ärztliche Versorgung weitergeleitet. Doch hier liege oft das Problem, sagt Krakow. "Es ist problematisch, Hausärzte vor Ort wollen oft keine Behandlungen mit HIV-Infizierten machen. Es wäre schön, wenn an jedem Ort ein Mensch wäre, der sich dies zutraut, insbesondere weil Fachärzte auch Supervision dazu anbieten."
Schon 180 Personen beraten
Aktuell sind 1.980 Menschen in Schleswig-Holstein mit HIV infiziert. Im Jahr 2021 erhielten 70 Personen die Erstdiagnose HIV, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Mittlerweile kann die durch das Virus ausgelöste Erkrankung Aids mit einer Kombinationstherapie behandelt werden. Dennoch sei es wichtig, sich frühzeitig testen zu lassen. "Menschen, die rechtzeitig mit einer HIV-Therapie beginnen, haben gute Chancen auf eine normale Lebenserwartung bei guter Lebensqualität", so Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU).
Die Aidshilfe Schleswig-Holstein, die das Projekt gemeinsam mit weiteren Unterstützern betreibt, hat bisher 180 Personen beraten. Etwa die Hälfte von ihnen hat sich im Anschluss testen lassen. "Es braucht mehr niedrigschwellige Hilfen. Eine Beratungsstelle, in der die Leute nicht rausgehen, reicht nicht. Die Menschen mit denen ich spreche gehen nicht in Beratungsstellen", resümiert Louisa Glaum von der Aidshilfe. Das Angebot des "Check-Mobils" werde an jedem Ort unterschiedlich angenommen. "An manchen Stationen kommt keiner und an anderen Orten habe ich 15 Leute in zwei Stunden getestet", berichtet Glaum. Durchschnittlich zwei Tage pro Woche ist der Bus unterwegs. Langfristig sind vier Tage mit bis zu 40 Stationen geplant.
Ausbau um vier weitere Orte
Das Projekt ist bundesweit einmalig. Im nächsten Jahr soll das Angebot in Schleswig-Holstein ausgebaut werden. Künftig werden auch die Orte Bad Segeberg, Norderstedt (beide Kreis Segeberg), Elmshorn (Kreis Pinneberg) und Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) angefahren.