Fachkräftemangel: Welcome Center Schleswig-Holstein startet
Das Welcome Center Schleswig-Holstein beginnt mit der Arbeit. Es soll ausländische Fach- und Arbeitskräfte betreuen. Das Wirtschaftsministerium erwartet, dass der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in den nächsten Jahren größer wird.
Das Welcome Center in Kiel ist ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsagentur, des Wirtschaftsministeriums, des Integrationsministeriums und der Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein. Es soll auch eng mit dem Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge zusammenarbeiten. Im Center sollen alle Fragen von Unternehmen und ausländischen Fachkräften beantwortet und gemeinsam gelöst werden - so der Grundgedanke.
Zehn Mitarbeitende am Start
Das Wirtschaftsministerium erhofft sich, dass Schleswig-Holstein durch diese neue Schnittstelle auf dem internationalen Arbeitsmarkt besser wahrgenommen und attraktiver wird. Ziel ist es, dass zugewanderte Arbeitskräfte und deren Angehörige dauerhaft in Schleswig-Holstein leben und arbeiten. Aktuell sind im Welcome Center zehn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt. Bis 2025 sollen es doppelt so viele werden.
Touré: "Bürokratischen Wahnsinn durchbrechen"
Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) sagte, ein Arbeitsverhältnis reiche nicht aus, um glücklich in einem neuen Land anzukommen. "Wir müssen Einreise, Visum, Leben, Familie und Wohnen zusammen denken." Schleswig Holstein müsse als Einwanderungsregion attraktiv werden, denn Deutschland und auch die Bundesländer stünden in starker Konkurrenz zu anderen Ländern, die Fachkräfte brauchen. "Es gilt den bürokratischen Wahnsinn zu durchbrechen, der es den Leuten, die wir so dringend brauchen, so schwer macht hier anzukommen."
Midyatli: "Schickes Klingelschild, um Tatkraft zu simulieren"
Doch ganz so unbürokratisch ist das neue Welcome Center nicht, meint Bernd Buchholz von der FDP-Landtagsfraktion, denn es sei nicht mit den notwendigen Kompetenzen ausgestattet worden. Um wirklich Entscheidungen beschleunigen zu können, hätte sich das Center um Aufenthaltsregelungen, die Anerkennung von Berufsabschlüssen sowie die Vermittlung von Sprach- und Integrationskursen kümmern müssen. Doch diese Verantwortungen liegen weiter woanders. "Jetzt wird ein teures Beratungs- und Info-Center ohne konkreten Nutzen geschaffen", erkärte Buchholz.
Und auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli zeigte sich nicht begeistert von der neuen Einrichtung. Die Lösung sei nicht so groß wie das Problem. Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) hatte im vergangenen Jahr bei der Ankündigung des neuen Centers die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt deutlich gemacht: Er sprach von einer drohenden Lücke von 180.000 Fachkräften in Schleswig-Holstein bis zum Jahr 2035. Midyatli fand daher deutliche Worte: "Mit Blick auf die zehn Beschäftigten im Welcome Center ist klar, dass das kein echter Beitrag sein kann. Es handelt sich vor allem um ein schickes Klingelschild und ermöglicht der Landesregierung, Tatkraft zu simulieren."
Jedes Jahr 2,6 Millionen Euro Förderung
CDU und Grüne hatten das Projekt nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Das Land will nach eigenen Angaben pro Jahr rund 2,6 Millionen Euro dafür ausgeben. Das Zentrum wird unter dem Dach der Wirtschaftsförderungsgesellschaft in Kiel geführt.