Debatte um Äußerungen von Karin Prien
Über eine Äußerung von Karin Prien hat es in den vergangenen Tagen eine politische Debatte gegeben. Der stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden und Landes-Bildungsministerin war Alltagsrassismus vorgeworfen worden. Auslöser der Diskussion war ein Bericht des NDR. Wir hatten die CDU-Politikerin zur Bewertung sicherer Herkunftsländer in der Flüchtlingspolitik – und unter anderem zur Position von Landessozialministerin und Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) befragt. Prien wies den Vorwurf zurück und sah sich verkürzt zitiert.
Aus Transparenzgründen stellen wir das vollständige Interview und den gesendeten Beitrag hier zur Verfügung.
Vollständiges Interview
Gesendeter Beitrag (mit Kürzung)
Anmerkung der Redaktion:
Im Zuge der Berichterstattung zu einem Interview mit der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien haben den NDR auf unterschiedlichen Wegen Rückmeldungen erreicht. Angesichts der nachfolgenden Debatte haben wir das gesamte Interview veröffentlicht. Parallel haben wir die Abläufe rund um das Interview gründlich und sorgfältig nachvollzogen und möchten die Erkenntnisse hier transparent zur Verfügung stellen.
Als stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende hatte sich Karin Prien zur Migrationspolitik positioniert. Die Redaktion interessierte sich in der Folge für die möglichen Auswirkungen auf das Klima in der schwarz-grünen Landesregierung. Deshalb befragte unser Korrespondent Frau Prien nach ihrer Einschätzung zur persönlichen Haltung von Integrationsministerin Aminata Touré.
Es ist in der Berichterstattung Teil des journalistischen Handwerks, O-Töne bei Bedarf zu kürzen - etwa im Sinne der besseren Hörbarkeit oder auch, um eine Verarbeitung innerhalb bestimmter journalistischer Formate und ihrer Längenvorgaben zu ermöglichen. Eine solche Kürzung hat immer mit Bedacht zu erfolgen. Die Kernaussage des O-Tones muss jederzeit vollständig erhalten bleiben. Diese Abwägungsprozesse gehören zum Alltag in unseren Redaktionen.
Auch im vorliegenden Fall war eine solche Kürzung erfolgt. Im Nachgang des Interviews und kurz vor der für den Abend des 6. Juni 2023 bei NDR 1 Welle Nord geplanten Ausstrahlung hat Frau Prien über ihren Pressesprecher das Gespräch mit dem Autor gesucht und sich erkundigt, welcher O-Ton von ihr gesendet werde. Dabei legte sie besonderen Wert auf ihren Verweis auf ihre eigene jüdische Perspektive. Die Frage der Kürzung sollte infolgedessen in der Redaktion des NDR Landesfunkhauses in Kiel vor einer Ausstrahlung noch einmal ergebnisoffen diskutiert werden. Die geplante Ausstrahlung um 18 Uhr wurde vorerst gestoppt. Dieser neue Stand wurde in Kiel nicht in geeigneter Weise an die Redaktion von NDR Info in Hamburg übermittelt, die den Beitrag deshalb am nächsten Morgen ausstrahlte. Die entsprechenden Workflows werden wir überprüfen und gegebenenfalls anpassen.
Die Frage, ob die Kürzung des O-Tons letztendlich journalistisch vertretbar ist, konnte aufgrund der geschilderten Abläufe nicht wie vorgesehen diskutiert und redaktionell abgewogen werden. Das Bedauern darüber hat die Redaktionsleitung auch gegenüber Frau Prien zum Ausdruck gebracht.