Das smarte Experiment: Touristen mit Parksensoren lenken
In Flensburg, der Schlei-Region und Friedrichstadt erfassen bald 516 Bodensensoren und 35 Kameras, welche Ausflugsziele überlaufen sind und wo noch Platz ist. Eine App könnte dann Touristen lenken.
Ein Sommertag in der Hauptsaison 2027: Eine Blechlawine von shoppingfreudigen Ausflüglern bewegt sich auf Kappeln (Kreis Schleswig-Flensburg) zu. Und auch am Wikingermuseum Haithabu sind die Parkplätze restlos belegt. Auf den Handys der Touristen poppt dann die Meldung auf: Fahren Sie doch lieber ins Landschaftsmuseum Unewatt oder zum Weltkulturerbe am Danewerk. Das ist die Vision, die jetzt mit dem Einbau der ersten 55 Parksensoren am Deutschen Haus in Flensburg ihren Anfang nimmt.
Kennzeichen werden nicht erfasst
Innerhalb weniger Stunden ist jeder einzelne Parkplatz mit den gelb verkleideten Sensoren versehen. Die Technik wird im Asphalt verankert. Die Metalldetektoren erfassen lediglich, ob ein Auto auf dem Platz steht, jedoch nicht das Kennzeichen. Es gehe nicht darum, Falschparker aufzuspüren, versichert Iris Uellendahl von der Digitalagentur Smarte Grenzregion. Auf Parkplätzen mit losem Untergrund werden Kameras auf die Zufahrten gerichtet. Die Software kann auswerten, in welche Richtung sich Autos, Fahrräder oder Fußgänger bewegen. Aber auch hierbei bleibe der Datenschutz gewahrt.
Parkplätze und Fußgängerzone im Blick
Daten sammeln - das ist der erste Schritt. In Flensburg bekommen die Parkplätze am Deutschen Haus, am Strand Solitüde und an den Kieler Anlagen am Hafendamm Sensoren. An der Exe hängen in Kürze Kameras. Außerdem soll in der Flensburger Fußgängerzone an Holm und Großer Straße sowie vor der Phänomenta am Nordertor erfasst werden, wie voll es dort ist. An der Schlei-Region geht es um die Fischersiedlung Holm in Schleswig, die Geltinger Birk, die Museen in Haithabu und am Danewerk sowie die zentralen Parkplätze in Kappeln. Einziger Ort in Nordfriesland ist Friedrichstadt, wo ebenfalls mehrere Parkplätze bestückt werden.
Auf der Suche nach kreativen Ideen für die Digitalisierung
Ohne die hohen Zuschüsse vom Bund würde es all das vermutlich nicht geben. Seit 2019 wirbt das Bundesministerium für Wohnen dafür, dass sich Städte oder Regionen für ein "Smart City"-Modellprojekt bewerben. Erst nachdem die Stadt Flensburg, der Kreis Schleswig-Flensburg und Nordfriesland gemeinsam einen Zuschlag erhielten, begann die Suche nach konkreten innovativen Ideen zur Digitalisierung. In einem der Projekte wird nun versucht, die Nahversorgung zu verbessern. Zudem erhält das offene Experimentierlabor FabLab der Hochschule Flensburg Zuschüsse. Sogar Bänke, Laternenpfähle und Mülleimer sollen Daten sammeln: Über Lärm oder Luftqualität. Für die Digitale Besucherlenkung sind 580.000 Euro aus dem 17,2 Millionen-Budget vorgesehen.
Parkplatzsuche künftig per App
Die Parkplatzdaten sollen in Kürze im Internet frei verfügbar sein. Apps wie "Citypilot" für Android und Apple-Geräte, die bundesweit über Parkplatzbelegungen Auskunft geben, können sie dann nutzen. Für den Parkplatz am Flensburger Neumarkt, wo bereits vor drei Jahren versuchsweise Sensoren installiert wurden, funktioniert das bereits.
Flensburger Parkleitsystem kommt nicht wieder
Das alte Flensburger Parkleitsystem soll allerdings nicht wiederbelebt werden. Wegen technischer Mängel ist es seit einigen Jahren außer Betrieb. Die touristische App ist noch nicht in Auftrag gegeben. Ob und wann sie kommt, können die Verantwortlichen derzeit nicht sagen. 2026 laufen die Fördermittel aus. Unabhängig davon will die Stadt Flensburg nach eigenen Angaben mittelfristig sämtliche größeren Parkplätze mit Sensoren versehen.