Biogas-Branchentreff: Dänemark als Vorbild für Deutschland?
Während in Schleswig-Holstein vor allem die Windenergie als erneuerbare Energie dominiert, setzt Dänemark auf Biogas. Beide Länder wollen voneinander lernen.
Zum siebten Mal fand am Donnerstag der Biogas-Branchentreff in Rendsburg statt. Biogas ist vor allem als flexible Energiequelle bekannt, die unabhängig von Sonne und Wind eingesetzt werden kann. Die Branche möchte daher den Anteil von Biogas weiter ausbauen. In Schleswig-Holstein hat Biogas derzeit laut zuständigem Verband einen Anteil von rund 17 Prozent an den erneuerbaren Energien. Anders sieht es nördlich von uns aus: In Dänemark ist Biogas ein wichtiger Grundstein der Energiewende. Aktuell werden allein 40 Prozent des Gasverbrauchs in unserem Nachbarland durch Biomethan gedeckt - Tendenz steigend. Zum ersten Mal ist Dänemark daher Partnerland beim Biogas-Branchentreff.
Das dänische Modell
Dänemark produziert sein Biogas vor allem durch Gülle und aus Abfällen von Landwirtschaft, Industrie und Haushalten. Dadurch müssen fast keine Energiepflanzen wie Mais angebaut werden: Deren Anteil liegt derzeit bei circa neun Prozent und soll im kommenden Jahr auf vier Prozent gesenkt werden. Ab 2026 wird Mais gar nicht mehr als Substrat in dänischen Biogasanlagen erlaubt sein. Biogas wird aus diesem Grund in Dänemark auch als grünes Gas bezeichnet - es soll vor allem in Bereichen eingesetzt werden, die nicht elektrifiziert werden können. Gleichzeitig wollen unsere nördlichen Nachbarn ihre Unabhängigkeit von russischem Gas ausbauen. Dänemarks Ziel ist es, bis 2030 100 Prozent des eigenen Gasverbrauchs durch grünes Gas zu decken.
LEE fordert Umrüstung der Biogasanlagen
Marcus Hrach, Geschäftsführer beim Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein e.V. (LEE), sieht auch Deutschland in Zukunft auf einem Weg in eine Biogas-Produktion ohne Mais.
"Dänemark zeigt ja, das es geht. Wenn es gelingt, sich in Richtung der Dänen zu entwickeln, wo auf Substrate zurückgegriffen wird, die schon vorhanden sind, und dadurch es gelingt, die Notwendigkeit vom zusätzlichen Anbau zu reduzieren, dann ist das sicherlich eine der großen Chancen. Und jetzt müssen die Regulatorien stimmen, dass unsere Branche, die noch auf Mais angewiesen ist, diesen Wechsel vollziehen kann." Marcus Hrach, Geschäftsführer beim Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein e.V.
Ein Wechsel bedeute vor allem einen technischen Umbau der Anlagen - die Politik müsse Anreize schaffen, damit die Branche in den Umbau investiert. Nach der Umrüstung könnten die Anlagen im Idealfall dreimal so viel Strom produzieren wie jetzt.
Deutschland führt im Bereich Technologie
Laut den Veranstaltern des 7. Biogas-Branchentreffs ist Deutschland Weltmarktführer beim Biogas-Anlagenbau, hat also viel Knowhow. Auch aus diesem Grund ist der Austausch für Dänemark so wichtig, sagt Kathrin Holm, Beraterin für Energie, Wasser und Umwelt bei der königlichen Dänischen Botschaft : "Für die Dänen ist es spannend zu sehen, wie viele Anlagen es hier gibt. Deutschland ist für Dänemark ein wichtiger Partner der Energiewende und war lange Jahre Pionier in der Biogasbranche." Eine engere Zusammenarbeit könne also wirtschaftlich und politisch für beide Seiten von Vorteil sein, so die Veranstalter.