Auf dem Wasser: Riesige Bombe in Kiel erfolgreich entschärft

Stand: 27.03.2024 09:38 Uhr

Der Kampfmittelräumdienst hat am frühen Nachmittag in Kiel eine britische Bombe von gewaltiger Größe unschädlich gemacht. Das geschah auf einem Ponton noch auf dem Wasser. Uferbereiche und Wasserstraßen wurden großräumig abgesperrt.

Vor dem Molenkopf am Kieler Marinearsenal war die 1,8 Tonnen schwere Bombe zunächst mit einem Spezialkran auf einen Ponton gehoben und anschließend zur Holtenauer Reede gezogen worden. Am Mittag konnten die Experten dann auf dem Wasser mit der eigentlichen Entschärfung beginnen. Alle drei Detonatoren konnten ausgebaut werden - die anschließende Vernichtung musste wegen des besonders brisanten Sprengstoffs vor Ort unter Wasser durchgeführt werden, so die Polizei.

Die Luftmine sei entschärft und werde an Land gebracht, schrieb die Polizei dann um kurz nach 14 Uhr im Kurznachrichtendienst X. Wenig später wurden die landseitigen Sperrungen aufgehoben, und nachdem die Bombe an Land gebracht wurde, konnte auch der Schiffsverkehr wieder aufgenommen werden. Ein Knall wurde bei der Entschärfung nicht verursacht.

In der Kieler Förde wird auf einem Ponton eine Bombe entschärft © Axel Heimken/dpa Foto: Axel Heimken
Der Schwimmponton "Hansataucher 8" diente als Plattform für die ungewöhnliche Bombenentschärfung.

Es ist eine der größten bislang in Schleswig-Holstein gefundenen Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Dabei handelt es sich um eine britische Luftmine vom Typ HC 4000, genannt "Cookie".

Seit 10 Uhr war die Kieler Förde für den Schiffsverkehr ab dem Leuchtturm Friedrichsort gesperrt. Taucher des Kampfmittelräumdienstes hatten zunächst den zwei Meter langen Blindgänger an Stahlseilen befestigt, mit denen der Kran ihn dann aus gut 16 Metern Tiefe an die Oberfläche beförderte - an Deck der Plattform "Hansataucher 8". Für die Entschärfung selbst durfte niemand bis auf die beiden Experten vom Kampfmittelräumdienst in dem zehn Quadrat großen Sperrbereich aufhalten. Laut Polizei gab es bei der Evakuierung keinerlei Probleme.

Bombe lag auf dem Grund der Kieler Förde

Im Rahmen einer Übung hatte das Minentauchereinsatzboot "Bad Rappenau" Auffälligkeiten im Bereich des Molenkopfes entdeckt. Ein Taucherteam des Kampfmittelräumdienstes bestätigte dann, dass es sich um einen Blindgänger handelt. Da die Entschärfung mitten auf der Förde durchgeführt wurde, mussten trotz eines großen Sperrradius vergleichsweise wenige Gebäude evakuiert werden. Nach Angaben der Polizei waren 170 Menschen aus Kiel-Holtenau und etwa 1.500 aus Heikendorf (Kreis Plön) betroffen. Auch Schiffsbesatzungsmitglieder im Evakuierungsbereich mussten von Bord gehen. Durch den Nord-Ostsee-Kanal konnten während der Aktion keine Schiffe geschleust werden. Die etwas weiter entfernte Holtenauer Hochbrücke blieb jedoch weiter befahrbar.

Auf einem Ponton in der Kieler Förde liegt eine alte Fliegerbombe © NDR Foto: Tobias Gellert
Die gewaltige Bombe wurde noch auf dem Wasser unschädlich gemacht.
Ersatzunterkünfte wurden eingerichtet

Da unklar war, wie lange die Experten des Kampfmittelräumdienstes brauchen würden, gab es für den Zeitraum der Evakuierung und Entschärfung zwei Ersatzunterkünfte: Auf dem Westufer konnten Betroffene in Kiel-Holtenau das Gemeindehaus in der Kanstanienallee 18 nutzen. In Heikendorf diente der Ratssaal des Rathauses am Dorfplatz 2 als Ersatzunterkunft.

Seltener Bombenfund von besonderer Größe

In Schleswig-Holstein ist laut Kampfmittelräumdienst seit Jahrzehnten keine Bombe dieser Größe gefunden worden. Bei einer Explosion hätte sie Schäden in einem Umkreis von zwei Kilometern verursachen können.

Luftminen gehören nach Angaben der Polizei zu den größten Bomben, die im Zweiten Weltkrieg abgeworfen wurden. Die meisten Fliegerbomben, die in Kiel gefunden werden, wiegen 250 beziehungsweise 500 Kilogramm - diese hier 1.800 Kilogramm. Die Alliierten setzten Bomben dieser Art im Zweiten Weltkrieg ein, um mit einer großen Druckwelle möglichst viel Schaden anzurichten. Daher wurde der Sprengkörper auch "Wohnblockknacker" genannt.

Kiel war als Marine- und Werftstandort ein wichtiges Bombenziel. Nach Angaben der Stadt fielen insgesamt bei 90 Luftangriffen 44.000 Sprengbomben, 900 Minenbomben und rund 500.000 Brandbomben. Erst am Sonntag ist im Stadtteil Elmschenhagen eine 250-Kilogramm-Fliegerbombe entschärft worden.


27.03.2024 09:14 Uhr

In einer vorherigen Version des Artikels stand, die Bombe sei der größte bislang in Schleswig-Holstein gefundene Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Das ist nicht richtig. Es ist lediglich einer der größten Blindgänger.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 26.03.2024 | 15:00 Uhr

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