Wegen Androhen von Anschlägen: 16-Jähriger muss vor Gericht
Ein 16-Jähriger muss sich ab November vor dem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Osnabrück verantworten. Er soll im vergangenen Jahr mit Drohanrufen bundesweit Polizeieinsätze ausgelöst haben.
Die Zentralstelle Terrorismusbekämpfung der Generalstaatsanwaltschaft Celle hatte deshalb Anklage erhoben. Sie wirft dem Jugendlichen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten", "Vortäuschen von Straftaten" und "Missbrauch von Notrufen" vor. Der 16-Jährige aus dem Raum Osnabrück soll verschiedene Polizeidienststellen in ganz Deutschland angerufen und unter anderem mit Bombenanschlägen und einem Attentat auf einen Weihnachtsmarkt gedroht haben.
Um diese Drohungen geht es in der Anklage:
- Bombenanschlag in Köln
- Erschießung zweier Geiseln und der Zündung einer Bombe in Düsseldorf
- Detonation einer am Frankfurter Flughafen platzierten Bombe
- Amoklauf an einer Gesamtschule in Münster
- Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Düsseldorf mittels eines Lkw
- Erschießung von Geiseln in Bremerhaven für den Fall der Nichtzahlung eines Lösegelds
- Bluttat in Dresden im Namen des Islamischen Staates
- Bombenanschlag in einem Mehrfamilienhaus in Heidelberg
- Tötung eines Menschen in einer Wohnung in Dresden mittels Zündung einer Bombe zum Zweck der Unterstützung des Islamischen Staates
Polizei hatte Anrufe ernst genommen
Der 16-Jährige soll auch einen Suizid in Wesseling (Nordrhein-Westfalen) angekündigt und einen vermeintlichen Brand in einer Dresdner Wohnung gemeldet haben. Die ihm zur Last gelegten Drohungen sollen sich zwischen dem 15. Oktober und 27. Dezember 2022 ereignet haben. "Die Polizei hat die Anrufe sehr ernst genommen. Sie führten zu umfangreichen polizeilichen Maßnahmen", sagte Bernd Kolkmeier, Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft Celle, gegenüber dem NDR Niedersachsen. "Die Anrufe haben das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinträchtigt, so wurden etwa Anfang Dezember etliche Weihnachtsmärkte in Düsseldorf abgesagt", so Kolkmeier. Es habe sich nicht bloß um einen "Dumme- Jungenstreich" gehandelt.
Angeklagter soll keine Anschlagspläne gehabt haben
Der Jugendliche soll den Ermittlern zufolge offenbar keine konkreten Anschlagspläne gehabt haben. Das Motiv des 16-Jährigen ist bislang unklar, da er zu den Vorwürfen schweigt. Was dem Jugendlichen für eine Strafe drohen könnte, ist noch völlig offen. Nach dem Jugendstrafrecht könnten ihm Sozialstunden, ein zeitweiliger Arrest bis hin zu Gefängnis drohen. Wegen des jugendlichen Alters des Beschuldigten will die Behörde keine weiteren Auskünfte geben. Der Prozess wird den Angaben zufolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.