Was das Emsland so attraktiv macht
Wie sieht die Zukunft unserer Städte und Dörfer aus? Der Demografiewandel trifft besonders die ländlichen Regionen: junge Menschen ziehen weg, die Bevölkerung überaltert. Auch die Wirtschaft hat dort zu kämpfen. Nicht so im Emsland: Am äußersten Rand im Westen Niedersachsens herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Die Wirtschaft boomt und auch die jüngere Generation scheint die Vorzüge des Landlebens zu genießen. Die "NDR Info Perspektiven" zeigen, was das Emsland so beliebt macht.
"Back to the roots" - die Emsländer zieht es in ihre Heimat zurück. Das hat auch das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung beobachtet und im Auftrag des Bistums Osnabrück und der Caritas die Gründe dafür untersucht. "Die Menschen im Emsland sind es gewohnt, ihre eigenen Belange in die Hand zu nehmen. Sie sind sehr engagiert und tun sehr viel für den Zusammenhalt in den Dörfern. Dadurch machen sie das Emsland so lebenswert", sagt Institutsdirektor Reiner Klingholz. Das alles seien Faktoren für Stabilität, die schließlich das Erfolgsrezept der Emsländer ausmachen.
Kirchengemeinden spielen eine wichtige Rolle
Zu Stabilität und Zusammenhalt, so ein Ergebnis der Studie "Von Kirchtürmen und Netzwerken: Wie engagierte Bürger das Emsland voranbringen", tragen neben anderen Institutionen auch die Kirchen bei. Das Emsland ist überwiegend katholisch geprägt. Jugendliche dort werden Messdiener, Jugendgruppenleiter oder singen im Kirchenchor. Auch die Studentin Sandra Prehn hat sich in ihrem emsländischen Heimatort Surwold ehrenamtlich für das katholische Kolpingwerk engagiert. "Mein Vater war 35 Jahre Vorsitzender bei Kolping. Und ich war immer aktiv, auch im Zeltlager, wo ich eine Gruppe geleitet habe. Das ist echt was Tolles, das verbinde ich zum Beispiel mit dem Emsland", sagt Prehn.
Viele ehrenamtliche Helfer sind im Einsatz
Über dieses Füreinander werde der Zusammenhalt der Dörfer gestärkt, sagte der Generalvikar des Bistums Osnabrück, Theo Paul, bei einem Besuch in Sögel. In der Samtgemeinde unterstützen Mitarbeiter von Kolping und Caritas in Kooperation mit der Kommune ein Europa-Büro für rund 1.000 osteuropäische Werksvertragsarbeiter und ein Willkommens-Büro für Geflüchtete. Dort engagieren sich auch rund 60 ehrenamtliche Helfer.
Gemeinsame Plattform als Basis fürs Zusammenleben
Das Thema Integration sieht auch der Bevölkerungsforscher Klingholz als eine der großen Herausforderungen für die Region im Westen Niedersachsens. Das Emsland habe Zuzug - aus anderen Regionen Deutschlands, aus den benachbarten Niederlanden, aus ganz anderen Ländern. "Dadurch wird diese Gesellschaft sich verändern oder verändert sich schon. Da kommt es darauf an, wie das Emsland seine alten Vorteile, seine alten Strukturen in die Zukunft retten kann und diese neuen Menschen in die Dorfgemeinschaft integriert. Denn sie brauchen immer noch eine gemeinsame Plattform, ganz egal aus welchem Land sie ursprünglich kommen oder welchen Glauben sie haben", sagt Klingholz. "Denn nur mit dieser Plattform wird man ein Dorfleben erhalten können, wie man es früher kannte und welches auch große Vorteile hatte."