Ein schneeweißes Schleiereulen-Geschwisterpaar sitzt hintereinander auf einem Holzbalken. © Andreas Schüring Foto: Andreas Schüring, Tom Horak, Philipp Ludewig

Seltenes Naturphänomen: Emsländer fotografiert "Geistereulen"

Stand: 03.03.2025 19:29 Uhr

Ein Naturfotograf aus Werlte (Landkreis Emsland) hat zwei schneeweiße Schleiereulen in der Uckermark vor seine Kamera bekommen. Ihm zufolge sind es die einzigen Fotoaufnahmen der seltenen "Geistereulen" in Deutschland.

von Janina Possel

Gemeinsam mit zwei weiteren Naturfotografen hat Andreas Schüring fünf junge Schleiereulen in der Uckermark (Brandenburg) beobachtet. Zwei der Jungtiere fielen mit ihrem weißen Gefieder auf. Laut Schüring werden die seltenen Tiere auch als Geistereulen bezeichnet. Der Grund für ihr besonderes Erscheinungsbild ist eine Defektmutation namens Leuzismus. Die Mutation trugen nach Beobachtung des 66-Jährigen auch die beiden Elternteile in sich. Das habe er an kleinen, weißen Flecken im Gefieder erkannt.

Mutation sorgt für ausbleibende Farbe

Streng genommen sind die beiden "Geistereulen" nicht weiß, sondern farblos, sagt der Naturfotograf. Wegen einer Mutation fehlen demnach Zellen, die Melanin produzieren. Deshalb bleibt die Farbe teilweise oder komplett aus. Der Fotograf entdeckte auch bei den übrigen Jungtieren weiße Flecken. Leuzismus sei klar von Albinismus abzugrenzen: Schnabel und Krallen sind bei Leuzismus normal gefärbt. Das wäre bei Albinismus nicht der Fall. Zudem ist an den Flügelspitzen der "Geistereulen" eine Restfärbung zu erkennen. Bei Albinismus wäre von der Orginalfärbung nichts mehr übrig, so Schüring. Wie sich Leuzismus darüber hinaus auswirkt und welche Überlebenschancen die weißen Eulen in der freien Natur haben, dazu sei kaum etwas bekannt.

Zwei Wochen auf der Lauer

Ein befreundeter Tierfilmer aus Berlin machte Schüring auf die Schleiereulen aufmerksam. Dieser schickte ihm ein verschwommenes Foto von einem ursprünglichen Turmfalken-Brutkasten. Gemeinsam mit zwei weiteren Tierfotografen startete Schüring daraufhin ein zweiwöchiges Fotoprojekt. Nacht für Nacht wechselten sie sich im August vergangenen Jahres ab, den Brutkasten auf einem alten Telefonmast in acht Metern Höhe zu beobachten. Dabei kamen unter anderem Tarnüberzüge und ein von Schüring umgebauter, ebenfalls getarnter Personenlift zum Einsatz. Seit etwa zehn Jahren fotografiert der 66-Jährige nach eigenen Angaben Schleiereulen.

Weitere Informationen
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