Masthühner aufgespießt? Ministerium stellt Strafanzeige
In einem Mastbetrieb im Emsland sollen Hühner gequält worden sein. Die "Soko Tierschutz" hat entsprechende Videos veröffentlicht. Nun hat das Landwirtschaftsministerium Anzeige erstattet.
Ein Mann sticht mit einem spitzen Stab nach Hühnern in einem Stall, spießt eines auf. Menschen stopfen die Tiere in Boxen, schubsen sich gegenseitig auf die Hühner, die sich kaum bewegen können. Dann bewerfen sich die Personen gegenseitig mit den Tieren. Nach NDR Informationen sollen diese Szenen auf einem Geflügelhof in Meppen (Landkreis Emsland) entstanden sein, sie wurden offenbar mit versteckter Kamera gefilmt.
Videos wurden Tierschützern zugespielt
Die Tierschutzorganisation "Soko Tierschutz" hat die Videos veröffentlicht. Das Material ist den Tierschützern nach eigenen Angaben zugespielt worden. Die Aktivisten gehen davon aus, dass es sich bei den Personen in den Aufnahmen um sogenannte Ausstaller aus der Grafschaft Bentheim handelt. Sie sollen vom Betreiber des Mastbetriebs angestellt worden sein, um die Hühner für den Transport zum Schlachten vorzubereiten.
Landwirtschaftsministerium: Aufnahmen strafrechtlich relevant
Nachdem die Tierschützer die Aufnahmen auch an die zuständigen Behörden weitergeleitet haben, hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium inzwischen Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg erstattet - wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Sowohl der Landkreis Emsland als auch das Ministerium bewerteten die Aufnahmen als strafrechtlich relevant, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Arbeitsbedingungen als Grund für fehlenden Tierschutz?
"Es gibt immer wieder Hinweise darauf, dass es zu Verletzungen von Geflügel beim sogenannten Ausstallen kommt", sagte Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne). Ein Grund dafür liege in den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter mit fehlenden Pausen und Akkordabeit. "Tierschutz ist unter solchem Zeitdruck kaum möglich." Sie sei daher im Austausch mit dem Sozialministerium, um zu prüfen, wie Arbeitsschutzmaßnahmen festgelegt werden können.
Tierhalter in der Verantwortung
Bei den Landkreisen laufe zudem eine Abfrage zu den Kontrollen während des Ausstallens. Seit 27. September 2022 sind die örtlichen Veterinärbehörden verpflichtet, diese Kontrollen stichprobenhaft durchzuführen. Allerdings sind sie laut Landwirtschaftsministerin nur bedingt effektiv, "denn sobald die Kontrollpersonen vor Ort sind, wird das Arbeitsverhalten angepasst." Tierhalter müssten das Ausstallen daher selbst im Auge behalten. Zudem sei eine Schulungspflicht für alle Mitarbeiter der Fangkolonnen wichtig, so die Ministerin. Im Mai habe Niedersachsen das Thema in die Arbeitsgruppe Tierschutz der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz eingebracht.