Laien dürfen Kinder taufen: Die Ausbildung zum Taufspender
Seit vergangenem Jahr dürfen nicht geweihte Personen im Bistum Osnabrück Kinder taufen - nach einer abgeschlossenen Ausbildung. 2024 startet der zweite Lehrgang. Doch wie wird man eigentlich Taufspender?
Die Taufe erhalten Kinder für gewöhnlich von Priestern oder Diakonen, also geweihten kirchlichen Amtsträgern. Bei der sogenannten Laientaufe dürfen Personen taufen, die nicht geweiht, aber vom Bischof beauftragt sind. "Einen Unterschied zur 'normalen' Taufe gibt es dabei nicht", sagt Bruno Krenzel, Leiter der Abteilung Seelsorge im Bistum Osnabrück, gegenüber NDR Niedersachsen.
Voraussetzungen für Laientaufe
Um Taufspender zu werden, müssen die Laien eine Ausbildung absolvieren. Voraussetzung dafür sind in Osnabrück die aktive Mitgliedschaft in einer Gemeinde sowie die Ausbildung zum Gottesdienstleiter. "Darüber hinaus ist uns eine Verwurzelung in der Gemeinde und eine Nähe zu den Familien sehr wichtig", sagt Krenzel. Wie im vergangenen Jahr sei der Andrang auf eine Ausbildung zum Taufspender wieder sehr groß. "Wir haben etwa 15 bis 18 Plätze, und die Nachfrage ist höher als das Angebot", sagt Krenzel.
Inhalte der Ausbildung zum Taufen
Die Ausbildung beinhaltet zehn Lehrtage, die sich auf etwa acht Monate verteilen. Diese verläuft in mehreren theoretischen Modulen und einem abschließenden praktischen Modul, der Taufpraxis. Nach Angaben von Krenzel sei diese mit einer Generalprobe vergleichbar, während der die Taufe mit einer Puppe nachgestellt wird. Danach erhalten die Laien eine außerordentliche Taufvollmacht.
Laientaufe ist Reaktion auf Priestermangel
Mit der neuen Laientaufe reagiere die katholische Kirche auf den deutschlandweiten Priestermangel. "Innerhalb der nächsten acht Jahre verlieren wir die Hälfte der Priester", sagt Krenzel. Noch bestehe keine Notsituation, aber: "Bevor wir in die katastrophale Lage kommen, zu wenig Priester für Taufen zu haben, bereiten wir uns auf den kommenden Mangel vor." Ziel sei es, künftig in allen Gemeinden des Bistums eine ortsnahe und persönlich zugewandte Taufe zu ermöglichen.
Erster Ausbildungslehrgang: 14 Personen dürfen jetzt taufen
Im November 2023 schlossen in Osnabrück zwölf Frauen und zwei Männer, darunter Ehren- und Hauptamtliche, ihre Ausbildung ab und dürfen seitdem in ihren katholischen Pfarrgemeinden die Taufe spenden. Wie viele Taufen seitdem von Laien durchgeführt wurden, ließe sich nach Angaben von Krenzel erst in einigen Monaten sagen. Osnabrück ist das dritte Bistum bundesweit und das erste Niedersachsens, in dem Personen taufen dürfen, die nicht geweiht wurden.