Für Osteuropa-Kraftwerke: Ausbau der Brennelementefabrik Lingen?
Die Fabrik in Lingen will auch Kraftwerke in Osteuropa beliefern - der Mutterkonzern kooperiert dafür mit Russland. Atomkraftgegner kündigen Proteste an. Noch sind die Pläne nicht genehmigt.
Das französische Unternehmen Framatome will über seine Tochterfirma Advanced Nuclear Fuels (ANF) den Betrieb der Brennelementefabrik in Lingen ausbauen. In Zukunft will ANF sechseckige Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke fertigen. Das soll die Kraftwerke in Osteuropa unabhängiger machen von Lieferungen aus Russland. Den entsprechenden Antrag hat die Landesregierung seit Donnerstag im Internet ausgelegt. Zwei Monate lang können Verbände Einsprüche abgeben.
Energieminister sieht Verbindungen nach Russland kritisch
Pikant: Der Mutterkonzern Framatome kooperiert mit dem russischen Atomkonzern Rosatom. Das niedersächsische Energieministerium betonte, alle Fragen der äußeren und inneren Sicherheit und auch die Kooperation mit Russland würden bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. "Niedersachsen wird keine Rabatte insbesondere in Sicherheitsfragen akzeptieren und es müssen auch alle Verflechtungen mit Russland vom Betreiber offengelegt und beantwortet werden", sagte Energieminister Christian Meyer (Grüne).
Atomkraftgegner planen Protest
Das Bündnis "AtomkraftgegnerInnen im Emsland" kritisiert das gesamte Vorhaben. "Wir sind entsetzt darüber, dass der Umweltminister noch keinen Schlussstrich unter die geplanten Atomgeschäfte mit Russland gezogen hat", sagte Sprecher Alexander Vent. Für den 20. Januar sei eine Kundgebung in Lingen geplant. Das Bündnis wolle sich mit massiven Einwendungen gegen die Erweiterungspläne einsetzen.
Kritik auch vom Umweltministerium im Bund
Die Kooperation mit Russland wird auch vom Bund kritisch gesehen. Es sei eine notwendige Konsequenz aus dem russischem Angriffskrieg gegen die Ukraine, Abhängigkeiten von Russland zu reduzieren, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums. "Dass Framatome die Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern Rosatom intensiviert, ist aus Sicht des Bundesumweltministeriums daher der völlig falsche Weg," so der Sprecher weiter.
Zeitpunkt der Entscheidung noch unklar
Wie lange es dauert, alle Stellungnahmen zu den Plänen zu bewerten und über den ANF-Antrag zu entscheiden, ist laut niedersächsischem Umweltministerium noch nicht absehbar. Dass die Öffentlichkeit überhaupt an dem Verfahren beteiligt wird, sei nicht selbstverständlich, so Britta Kellermann, die atompolitische Sprecherin der Grünen im Landtag.