Alles geben für die Party: Endlich wieder Scheunenfest
Drei Jahre ist das Scheunenfest in Wietmarschen ausgefallen: zweimal wegen Corona, einmal wegen verschärfter Gesetzesvorgaben. Jetzt geht es endlich wieder los - unter enormem Einsatz der Landjugend.
Eine Riesenparty wie ein Scheunenfest muss gut geplant sein. Schon im vergangenen November traf sich deshalb der 14-köpfige Vorstand der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im Äbtissinnenhaus in Wietmarschen (Landkreis Grafschaft Bentheim). "Hier trifft sich unsere Jugend, wenn es darum geht, Zeltlager oder Proben des Kirchenchors zu besprechen und zu organisieren", sagt Jos Gravelmann, Erster Vorsitzender der KLJB Wietmarschen.
Bauantrag, Architekt, Inflation: Landjugend muss rechnen
Was darf das Ganze kosten? "Für uns war es in diesem Jahr nicht einfach, diese Frage zu beantworten", sagt Gravelmanns Amtskollegin Franziska Lüken. "Wir mussten erstmals einen Bauantrag stellen, einen Architekten beauftragen. Hinzu kommt, dass die Kosten in diesem Jahr wegen der Inflation explodiert sind. Die Planung des Scheunenfests war also praktisch Neuland für uns." Die Landesregierung hatte die schärferen Vorgaben für Scheunenfeste zwar wieder gelockert, dennoch sind der bürokratische Aufwand und die damit verbundenen Kosten nun höher als früher. Das Motto 2023 heißt also: nicht übertreiben, alles so günstig wie möglich einkaufen und sparen, wo immer es geht.
Landwirte helfen, aber billig wird es trotzdem nicht
"Alleine die Miete für die Bühnen schlägt in diesem Jahr mit rund 7.500 Euro zu Buche", erklärt Jos Gravelmann. Weitere Kosten fallen unter anderem für die Miete des Veranstaltungsortes an - die Reithalle. Dazu kommen die Verpflegung der Mitglieder beim Auf- und Abbau und das Engagement der DJs am Samstagabend. Um die Ausgaben im Rahmen zu halten, leihen sich die KLJBler Maschinen von befreundeten Landwirten: Traktoren und Anhänger, die den Auf- und Abbau des Festplatzes erleichtern.
KLJB braucht die Einnahmen durch die Scheunenparty
Beim vergangenen Scheunenfest 2019 entstanden Kosten in Höhe von rund 40.000 Euro. Denen standen Einnahmen in Höhe von rund 56.000 Euro gegenüber. Macht einen Gewinn in Höhe von 16.000 Euro. Genutzt wurde das Geld dazu, die Jugendarbeit in Wietmarschen zu fördern, sagt Jos Gravelmann. Außerdem helfen die Einnahmen dabei, die Mitgliedsbeiträge für die KLJB stabil zu halten. Die Landjugend steht hier hoch im Kurs. "Im Alter von 16 Jahren treten Jugendliche in Wietmarschen in die KLJB oder in den Schützenverein ein. Das hat Tradition", erläutert Franziska Lüken. Ihr Kollege ergänzt: "Neue Mitglieder zu gewinnen, das ist hier auf dem Land überhaupt kein Problem." Und so soll es bleiben, auch dank stabiler Mitgliedsbeiträge.
Eine Woche Aufbau mit Hunderten Helfen
Da die meisten Mitglieder der KLJB, es gibt übrigens rund 420 in Wietmarschen, tagsüber arbeiten oder zur Schule gehen, trifft man sich zu den Aufbauarbeiten abends an der Reithalle. Am Montagabend gegen 17 Uhr geht es los. Der Boden wird verlegt. Am Dienstagabend werden die Theken aufgebaut, Verkleidungen angebracht, Kabel verlegt, Plakate gemalt. Rund 120 Helferinnen und Helfer sind an jedem Abend dabei. Auch die Freiwillige Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz sind eingebunden - dank privater Kontakte, denn die meisten dieser Helfenden sind in der Landjugend engagiert. Das Bauamt als abnehmende Behörde des Landkreises Grafschaft Bentheim kommt im Laufe der Woche vorbei. Die Atmosphäre ist locker, es wird viel gelacht, der Spaß steht bei den Arbeiten im Vordergrund. Danach gibt es auch mal ein Feierabendbier.
Erst mal wird das Dorf eingeladen
Am Freitagabend steigt erst einmal eine Dorfparty. Sie beendet sozusagen die Aufbauarbeiten, die jetzt eine Woche gedauert haben. Dorfbewohner und -bewohnerinnen aller Altersgruppen treffen in der Reithalle zusammen, das Dorf feiert unter sich. Auch eine Extraparty für die vielen Helferinnen und Helfer soll es geben, vorgesehen ist sie im August. "Ohne unsere Helfer schaffen wir es nicht", sagt Jos Gravelmann.
Scheunenparty in der Reithalle - dann der Abbau im Turbogang
Wenn es gut läuft, feiern am Samstagabend rund 1.900 Menschen in der Reithalle in Wietmarschen ihr Scheunenfest. Dann sind übrigens auch 120 KLJB-Mitglieder im Einsatz. Sie kellnern, kümmern sich um die Sicherheit der Gäste, sorgen dafür, dass alle auf ihre Kosten kommen. Gefeiert wird, bis der oder die letzte geht. Und dann? Dann wird abgebaut. Der Sonntag wird sicherlich der schwierigste Teil des Unternehmens Scheunenfest. "Dann müssen wir an einem einzigen Tag alles abbauen, was eine Woche lang aufgebaut wurde. Da braucht man jede Hand", sagt Franziska Lüken, "aber auf unsere Mitglieder ist Verlass".