Abschied von 750 Glocken: Osnabrücks Glockenexperte geht in Rente
Andreas Reinartz war im Bistum Osnabrück der Experte für Glocken. An Gründonnerstag war sein letzter Arbeitstag. Er blickt zurück auf einen Glockenabsturz und erzählt, welches Geläut am schönsten klingt.
Reinartz hatte vor 35 Jahren als Architekt beim Bistum Osnabrück angefangen. Erst vor zwölf Jahren kam die Aufgabe als Glockensachverständiger dazu. Dafür hat er extra eine Ausbildung beim Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen absolvieren und eine Prüfung ablegen müssen. Anschließend war er als sogenannter Glockensachverständiger für die Sicherheit der insgesamt rund 750 Glocken im Bistum Osnabrück zuständig.
Glocken müssen regelmäßig gewartet werden
Der 66-Jährige wurde immer dann angerufen, wenn es in einer Kirchengemeinde Probleme mit dem Geläut gab. Er besuchte die Gemeinden und begutachtete die Glocken. "Die müssen immer richtig schwingen", erklärt der 66-Jährige. Denn wenn die Glocken zu fest angeschlagen werden, werden sie dadurch beschädigt. Und die Glocken sollen auch für die kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte erhalten bleiben. Bei Reparaturen und der regelmäßigen Wartung der Glocken arbeitete Reinartz deshalb mit Fachfirmen zusammen.
2016 stürzte eine Glocke in Wietmarschen ab
Ein Fall ist ihm dabei besonders im Gedächtnis geblieben: Im Jahr 2016 stürzte in einem Kirchturm in Wietmarschen (Landkreis Grafschaft Bentheim) eine rund 800 Kilogramm schwere Glocke ab. "Da haben wir alle Glück gehabt", sagt Reinartz rückblickend. Niemand wurde verletzt, auch die Glocke blieb heile. Als Ursache wurde später Materialversagen festgestellt, obwohl die Glocke erst kurz zuvor gewartet worden war. Daraufhin wurden die Vorschriften für die Wartung der Glocken noch einmal angepasst.
Reinartz' Lieblingsglocke läutet in Osnabrück
Der Klang der Glocken habe ihn schon immer fasziniert, sagt Reinartz. "Der Glockenton, den wir hören, ist aus vielen Teiltönen zusammengesetzt", sagt er. Das mache den typischen, geheimnisvollen Klang aus. Er selbst mag das Geläut des Osnabrücker Doms am liebsten. Insbesondere den Klang der größten Glocke, die mehr als vier Tonnen schwer ist.
An seinem letzten Arbeitstag an Gründonnerstag war Andreas Reinartz etwas wehmütig. Aber er übergab die Glocken des Bistums Osnabrück in gute Hände: Eine Kollegin absolviert gerade die Ausbildung zur Glockensachverständigen und wird seine Nachfolge antreten.