Mehrere Angeklagte und ihre Anwälte in einem Saal vom Landgericht Osnabrück. Sie sollen eine 17-Jährige in einen Wald bei Meppen gelockt, dort überfallen und gefesselt haben. ©  Friso Gentsch/dpa Foto:  Friso Gentsch/dpa

17-Jährige gequält und in Ems gestoßen: Angeklagte äußert sich

Stand: 22.11.2024 17:04 Uhr

Vor dem Landgericht Osnabrück hat am Freitag der Prozess gegen drei Männer und eine Frau begonnen. Die vier sollen im Mai eine 17-Jährige nahe Meppen stundenlang misshandelt und bewusstlos in die Ems gestoßen haben.

Die vier Angeklagten verfolgten die Verhandlung am Freitag ohne sichtbare emotionale Regung. Drei von ihnen wollten sich nicht äußern, nur die angeklagte Frau ließ eine Stellungnahme durch ihren Anwalt verlesen: Sie selbst habe keine Tötungsabsicht gehabt und bedaure zutiefst, was geschehen sei. Die Staatsanwaltschaft schenkte der 27-Jährigen keinen Glauben. Sie wirft ihr und den drei Mitangeklagten versuchten Mord, gefährliche Körperverletzung, Diebstahl, Menschenraub und Geiselnahme vor. Die Angeklagten hätten sich bewusst auf die Tat vorbereitet und besonders grausam, heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen gehandelt.

Opfer mit Messern und brennenden Zigaretten verletzt

Laut Anklage sollen die drei Männer im Alter von 19 und 25 Jahren und die Frau das 17-jährige Opfer in der Nacht vom 26. auf den 27. Mai aus Verärgerung über einen Streit über Stunden misshandelt haben. Immer wieder sollen sie mit einem Messer auf das Opfer eingestochen, Zigaretten auf ihrem Körper ausgedrückt, sie gewürgt und geschlagen haben. Zum Schluss hätten sie die junge Frau bewusstlos in die Ems gestoßen, so die Anklage. Die 17-Jährige habe in Lebensgefahr geschwebt, sich aber aus eigener Kraft aus dem Wasser retten können.

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Anklage: Täter fühlten sich verraten

Das Tatmotiv ist noch nicht bekannt, die Staatsanwaltschaft geht jedoch von einem Racheakt aus. Demnach ist das Opfer eine gemeinsame Bekannte der mutmaßlichen Täter. Unter einem Vorwand sollen sie die Jugendliche in einen Wald bei Meppen gelockt, gefesselt und ihr anschließend Handy, Schmuck und Geldbeutel abgenommen haben. Mit Gewalt seien sie dann an die Bank-PIN des Opfers und den Sperrcode ihres Handys gelangt. Nach dem Fund von Chatverläufen und Bildern auf dem Smartphone der 17-Jährigen hätten sich die Angeklagten von ihr verraten gefühlt. Daraufhin hätten sie beschlossen, ihr Opfer unter größtmöglichen Leiden und Schmerzen umzubringen, sagte der Staatsanwalt.

Im Landgericht Osnabrück beginnt der Prozess gegen mehrere Angeklagte. Sie sollen eine 17-Jährige in einen Wald bei Meppen gelockt, dort überfallen und gefesselt haben. ©  Friso Gentsch/dpa Foto:  Friso Gentsch/dpa
Angeklagt sind drei junge Männer im Alter von heute 19 und 25 Jahren sowie eine 27 Jahre alte Frau.
Angeklagte: 17-Jährige sollte Stadt verlassen

Die 27-jährige Angeklagte ließ vor Gericht über ihren Anwalt erklären, sie habe nur aus Furcht vor den drei Männern mitgemacht. Der ursprüngliche Plan sei gewesen, der Jugendlichen lediglich Angst zu machen und sie dazu zu bringen, die Stadt zu verlassen. Die Aussage eines der Mitangeklagten, die 17-Jährige umbringen zu wollen, habe sie nicht ernst genommen. Einer der Beteiligten habe gesagt: "Der Erste, der redet, ist der Nächste." Der Richter sagte dazu, dass diese Erklärung in einigen Details deutlich von der Aussage abweiche, die die Angeklagte bei der Polizei gemacht habe.

Andere Angeklagten schweigen zum Auftakt

Die übrigen Angeklagten machten zunächst keine Aussagen. Zum Auftakt des Prozesses waren auch drei Sachverständige sowie zwei Zeugen geladen. Bis in den Februar hat das Gericht zwölf weitere Verhandlungstermine angesetzt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 22.11.2024 | 08:00 Uhr

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