Zehnjähriger kommt auf Klassenfahrt ums Leben: Prozess eingestellt
Vor dem Landgericht Verden ist der Prozess gegen die frühere Mitarbeiterin eines Waldpädagogikzentrums im Landkreis Diepholz eingestellt worden. Ein Zehnjähriger war 2019 von einer Lore überrollt worden.
Die Angeklagte muss eine Geldstrafe in Höhe von 4.000 Euro an den Verein Kinder- und Jugendschutz Wolfsburg zahlen, entschied das Landgericht Verden am Mittwoch. Die Staatsanwaltschaft Verden hatte der 35-jährigen früheren Mitarbeiterin des Waldpädagogikzentrums Hanhorst in Schwaförden (Landkreis Diepholz) fahrlässige Tötung vorgeworfen. Sie habe nicht ausreichend dafür gesorgt, dass die rund 400 Kilogramm schwere Lore dagegen gesichert war, dass sie wegrollt. "Die Angeklagte hätte das Spielen verbieten beziehungsweise auf die Gefahren hinweisen müssen", so die Staatsanwaltschaft.
Angeklagte bedauert Unfall
Bei dem Prozessbeginn drückte die 35-jährige Angeklagte ihr Bedauern aus. "Ich habe mit einem solch tragischen Ereignis nicht gerechnet und es schlicht nicht für möglich gehalten", ließ sie über ihren Verteidiger erklären. Die ehemalige Mitarbeiterin erklärte, die Lore habe nicht zu den Spielgeräten in ihrer direkten Verantwortung gehört. Denn das Waldpädagogikzentrum habe diese als Sitzgelegenheit gesehen und nicht als Spielgerät. Trotzdem sei die Lore regelmäßig überprüft worden.
Eltern hofften auf gerechtes Urteil
Das Unglück hatte sich im Juni 2019 während einer Fahrt einer fünften Schulklasse aus Wolfsburg ereignet. Als der zehn Jahre alte Junge mit seinen Mitschülern auf der Eisenbahn-Lore spielte, setzte diese sich in Bewegung. Die Lore überrollte den Jungen und verletzte ihn tödlich. Die Eltern des Jungen betonten am Mittwoch über ihren Anwalt, für sie sei es entscheidend zu klären, wer die Verantwortung für das Unglück trägt. Sie wollten unbedingt ein gerechtes Urteil erreichen.
Anklage gegen Forstamtsleiter abgewiesen
Eine frühere Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den damaligen Forstamtsleiter der Niedersächsischen Landesforsten war vom Oberlandesgericht Celle abgewiesen worden. Die Niedersächsischen Landesforsten betreiben das Waldpädagogikzentrum Hahnhorst seit mehr als 50 Jahren. Grundschulkinder sollen dort erste Erfahrungen mit dem Wald sammeln.