Wie gefährlich ist alte Munition in der Nordsee?
Auf dem Grund der deutschen Nordsee liegen offiziellen Schätzungen zufolge rund 1,3 Millionen Tonnen Munition aus Weltkriegszeiten. Beim Bau von Offshore-Windparks und dem Ausbau von Kabeltrassen wurden allein 2017 rund zwei Tonnen Waffen, Minen, Granaten, Torpedos und Bomben entdeckt. Forscher aus acht europäischen Ländern wollen nun die ökologischen Folgen von Kampfmitteln aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs untersuchen, die in der Nordsee verklappt wurden. Ziel ist es, die Gefahren zu analysieren und Empfehlungen zu geben, wie die Leiterin des EU-geförderten Projekts "North Sea Wrecks", Sunhild Kleingärtner, sagt. "Nach dem Zweiten Weltkrieg dachte man, das Meer sei eine Müllkippe. Jetzt holt uns die Vergangenheit ein", betonte die Direktorin des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven.
Gefahr einer Explosion steigt
Experten zufolge steigt mit den Jahren das Risiko, dass die konventionellen Waffen plötzlich explodieren. Aber auch wer mit chemischen Kampfstoffen in Kontakt komme, könne schwere Verletzungen davontragen. "Diese Stoffe haben auch 70 Jahre nach Kriegsende ihre Gefährlichkeit nicht eingebüßt", sagte Toxikologe Edmund Maser von der Universität Kiel.
Rost an Munition setzt Gift frei
Durch Korrosion könnten giftige und krebserregende Stoffe wie TNT ins Meerwasser gelangen - und über Muscheln und Fische letztlich zum Menschen. Projektleiterin Kleingärtner betont, dass die raue Nordsee den Abrieb auf den Munitionsresten erhöhe. "Die Wirkung ist wie Schmirgelpapier, das über das Metall scheuert", sagt sie. Wissenschaftler des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts wollen deshalb Muscheln und Plattfische an einer kontaminierten Stelle aussetzen.