Prozess um Millionenraub: Angeklagte spricht von weiterem Täter
Im Prozess um den Diebstahl von mehr als acht Millionen Euro am Landgericht Bremen gab es am Donnerstag vorerst kein Urteil. Kurz vor Ende der Beweisaufnahme hat die Angeklagte Angaben zu einem möglichen Mittäter gemacht.
Vor Gericht gab die 32-jährige Angeklagte Yasemin G. an, einen der Komplizen auf einem Foto wiederzuerkennen. Er sei einer der vier Männer gewesen, die sie mit dem Fluchtwagen abgeholt hätten. Die Verhandlung wurde daraufhin unterbrochen. Die Staatsanwälte wollen die Vorwürfe überprüfen, so die Begründung der Kammer. Mit den Ausführungen zu einem möglichen Mittäter könnte sich die Angeklagte ein milderes Urteil erhoffen. Dieses soll nun am Montag, den 16. Dezember, fallen.
Angeklagte zeigt Reue
Yasemin G. bat am Donnerstag vor dem Landgericht um Entschuldigung. "Ich bereue es aus tiefstem Herzen, diese Tat begangen zu haben", sagte sie. Außerdem ging die 32-Jährige auf ihre schwierige persönliche Situation ein. Sie erzählte, kurz vor der Tat sei ihr langjähriger Partner verhaftet worden. Sie sei labil gewesen und habe täglich Cannabis geraucht. Der Verlobte ihrer damaligen engen Freundin Büsra S. habe dann die Tat vorgeschlagen, die sie zunächst für einen Scherz gehalten habe, behauptete die Angeklagte. Ihr zufolge soll das Paar sie unter Druck gesetzt haben, die Tat zu begehen. Der Verlobte ihrer Freundin soll bereits in Telefonbetrügereien verwickelt gewesen sein, berichtete Yasemin G. vor Gericht.
Yasemin G. stahl 8,2 Millionen von ihrem Arbeitgeber
Schon zum Auftakt der Gerichtsverhandlung Anfang November hatte die Angeklagte zugegeben, im Mai 2021 rund 8,2 Millionen Euro von ihrem damaligen Arbeitgeber, einer Bremer Geldtransportfirma, gestohlen zu haben. Demnach habe sie das Bargeld als Altpapier getarnt mit einem Rollcontainer vom Firmengelände geschafft. Nach der Tat soll die Frau in die Türkei geflohen sein. Mehrere Mittäter sollen das Bargeld dem Landgericht zufolge nach und nach in die Türkei transportiert und aufgeteilt haben.
Überwachungskameras filmten die Tat
Überwachungskameras hatten die Tat gefilmt, die Aufnahmen wurden aber erst Tage später angesehen. Im März 2024 hatte sich die 32-Jährige bei den Behörden gestellt und sitzt seitdem im Gefängnis. Mit dem Geld wollte sie in die Türkei auswandern, erklärte die Angeklagte am Donnerstag vor Gericht. Doch daraus wurde nichts, da ihre Komplizen ihr kaum etwas von den Millionen abgegeben hätten. Wo der Rest der Millionensumme ist, ist unklar. Bei einer Verurteilung drohen der Frau bis zu zehn Jahre Haft. Eine Komplizin war im Juni zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden.