Verwaltungsposse: Engagierte Landjugend trifft beinharte Bürokratie
Eine Grillhütte neben dem Bolzplatz: Was wie eine tolle Ergänzung klingt, ist für die Landjugend in Polder (Landkreis Aurich) zum Ärgernis geworden. Und das nur, weil eine Fachabteilung gepennt hat.
Es klingt wie ein schlechter Scherz: Die Landjugend Polder hat bei der 72-Stunden-Aktion im Mai eine Grillhütte neben den Bolz- und Spielplatz im Ortsteil Neuwesteel gebaut - ehrenamtlich und mit viel Unterstützung der Stadt Norden. Nun hat die Stadtverwaltung festgestellt, dass die Grillhütte nicht den Spielplatzvorschriften entspricht. Dabei steht sie gar nicht auf dem Spielplatz, sondern auf dem Bereich der Dorfgemeinschaft. Damit das aber auch allen klar wird, hat die Stadt kurzerhand einen 40 Zentimeter hohen Bretterzaun um die Hütte gezogen. Zwei Meter neben einem Tor und damit mitten durch den Bolzplatz.
Vorschriften erfüllt - Stolperfalle geschaffen
Jetzt sind Bolzplatz und Dorfgemeinschaftshütte räumlich getrennt und damit vorschriftsmäßig, sagt Nordens Bürgermeister Florian Eiben (SPD). Ob das sicherer sein soll, bezweifelt der Zweite Vorsitzende der Landjugend Polder, Gerben Oosting, allerdings. "Darüber stolpern die Kinder doch beim Fußballspielen und tun sich weh", sagt er. Er ist enttäuscht, dass die gelungene Landjugend-Aktion durch solch eine Vorschrift zu Nichte gemacht werde.
Bürgermeister verweist auf Haftung
Bürgermeister Eiben beteuert, dass es keine Kritik an der Aktion sei. Die Hütte sei ein tolles Ergebnis der gemeinschaftlichen Arbeit und des Zusammenhalts im Dorf. Nur habe die Spielplatzkontrolle ergeben, dass die Vorschriften nicht eingehalten wurden. Deshalb habe die Stadt handeln müssen - auch aus Haftungsgründen, sagt Eiben. Der Zaun sei provisorisch und soll später durch eine Hecke ersetzt werden. Die soll aber nicht über den ganzen Platz verlaufen sondern im Bereich der Hütte abschließen. Wann das passieren soll, ist unklar.
Fachabteilung der Stadt wählte Standort für die Grillhütte aus
Für die Dorfgemeinschaft in Neuwesteel ist der Zaun ebenfalls ein großes Ärgernis. Sie feiert Anfang August ein traditionelles Fest mit großem Zelt und rund 500 Besuchern. Das Zelt passe nun aber nicht mehr auf den Platz, moniert die Ortsvorsteherin Heike Ippen (ZOB). Bei ihr habe auch niemand angerufen, um sie über den Zaunbau zu informieren. Immerhin bleibt die Grillhütte stehen. Übrigens: Die Aufgabe, diese Hütte zu bauen, überbrachte Bürgermeister Eiben bei der 72-Stunden-Aktion persönlich. Den Standort hatte seine Fachabteilung vorgegeben. In den Spielplatzvorschriftenkatalog hatte da wohl niemand vorher reingeschaut.