Eine Anklagte sitzt in einem Gerichtssaal neben ihrer Verteidigerin. © dpa Foto: Sina Schuldt

Prozess um getöteten Sohn: Mutter erläutert Motiv vor Gericht

Stand: 21.01.2025 14:26 Uhr

Im Prozess um den Tod eines schwerstbehinderten 23-Jährigen hat die angeklagte Mutter vor dem Landgericht Oldenburg ihr Motiv erläutert. Sie habe für ihren Sohn keine Perspektive mehr gesehen.

Die heute 57-Jährige erklärte zum Prozessauftakt am Dienstag, sie habe gemeinsam mit ihrem Sohn aus dem Leben scheiden wollen. Ihr Sohn sei schwer geistig und körperlich behindert gewesen, zudem Autist. Weil er oft gewalttätig reagiert haben soll, hätte es immer wieder Probleme in Pflegeeinrichtungen gegeben. Nachdem 2023 sein Pflegeplatz gekündigt worden sei, hätte sich keine Einrichtung mehr gefunden, die ihren Sohn hätte aufnehmen wollen. Zurück nach Hause hätte der Sohn laut Angeklagter auch nicht gekonnt. Einen anderen Ausweg außer ihrem Sohn und sich selbst das Leben zu nehmen, sah die 57-Jährige eigenen Angaben zufolge nicht mehr.

Angeklagte rief eigenen Angaben zufolge selbst die Polizei

Angeklagt ist die Frau wegen des Verdachts des heimtückischen Mordes, wie das Gericht vor Prozessstart mitteilte. Demnach hatte sie im Juni 2023 in Wilhelmshaven in einem abgedichteten Wohnwagen einen Holzkohlegrill entzündet, um sich und ihrem "arg- und wehrlosen Sohn" das Leben zu nehmen. Entgegen ihres Plans sei sie jedoch nach dem Einschlafen wieder aufgewacht, ihr damals 23-jähriger Sohn dagegen starb. Die Frau erklärte am Dienstag vor Gericht, nach dem Aufwachen direkt die Polizei gerufen zu haben.

Ist das Mordmerkmal der Heimtücke erfüllt?

Bei dem Verfahren handle es sich letztendlich um die "Aufarbeitung einer Familientragödie", sagte Gerichtssprecher Torben Tölle. Das sei am Landgericht nicht alltäglich. Insbesondere werde es um die Frage gehen, ob das Vorgehen der Angeklagten das Mordmerkmal der Heimtücke erfülle. Gegenüber NDR Niedersachsen hatte das Landgericht vorab mitgeteilt, dass die Mutter offenbar aus Verzweiflung gehandelt hatte. Sollte sie für Mord verurteilt werden, drohe ihr lebenslange Haft. Für den Prozess sind bisher zwei Termine geplant.

Suizidgedanken? Es gibt Auswege

Sie sind depressiv und finden keinen Ausweg? Vielleicht denken Sie darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Dann melden Sie sich dort, wo Ihnen geholfen wird! Sie können sich - auch anonym - per Telefon, Mail, Chat oder in einem persönlichen Gespräch mitteilen. Ihre Gespräche werden vertraulich behandelt.

Diese Angebote stehen natürlich auch allen offen, die Bekannte oder Freunde haben, die suizidgefährdet sein könnten.

Bundesweite Beratungsangebote:

  • Telefonseelsorge: anonyme und kostenfreie Chat- und Mailberatung und Telefonberatung unter 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222
  • Kinder- und Jugendtelefon "Nummer gegen Kummer": anonyme und kostenlose Online-Beratung und Telefonberatung unter 116 111 (montags bis samstags 14 bis 20 Uhr)
  • Elterntelefon "Nummer gegen Kummer": anonyme und kostenlose Telefonberatung unter 0800 - 111 0 550
  • Elternstress-Telefon des Kinderschutzbundes Mecklenburg-Vorpommern: anonyme und kostenlose Telefonberatung unter 0385 - 479 1570
  • Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS): 030 - 31 01 89 60
  • Muslimisches Seelsorgetelefon: 030 / 44 35 09 821 (24h)

Weitere Unterstützungsangebote im Netz:

  • U25-Chatberatung der Caritas: anonyme und kostenlose Chatberatung für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre.
  • Jugendnotmail: anonyme und kostenlose Chatberatung für Jugendliche bis 19 Jahre.
  • Hoffnungswiese: anonyme und kostenlose Online-Beratung.
  • Sorgenmail: themenoffene Online-Beratung.

Informationsangebote zum Thema Depression:

Ihr habt weitere Fragen zum Thema Depression? Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet neben einem Selbsttest, der jedoch keine medizinische Diagnose ersetzt, auch ein Info-Telefon unter 0800 - 33 44 533 an.

Hilfsangebote bei Gewalt gegen Frauen und sexueller Belästigung:

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NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 21.01.2025 | 10:00 Uhr

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