Stand: 09.12.2017 10:51 Uhr

Tierschützer machen sich für Stadttauben stark

von Anna Koerber

Fassaden und Bürgersteige voller Kot - so sieht es schnell aus, wenn Tauben an einem Ort hocken. Einer der Tauben-Hotspots in Emden ist ein leer stehendes Kaufhaus. Dort hat die Stadt die Verkleidung der Fassade teilweise abgerissen und so unabsichtlich dafür gesorgt, dass sich die Vögel nun besonders wohlfühlen. Unzählige Tiere leben dort - mit allen Folgen, die das so nach sich zieht. Ist die Taube aber erst einmal irgendwo eingezogen, dann wird man sie auch schwer wieder los. Tauben sind ziemlich treu bei der Wahl ihres Standorts, es sei denn, es gibt einen besseren Ort zum Leben. Und genau den wollen die Tierschützer der Initiative Ostfriesen gegen Tierleid nun schaffen. Mit einem Taubenschlag könnten alle Probleme in den Griff bekommen werden, sagen sie.

Strenges Fütterungsverbot

Der Taubenkot ist das größte Problem, zumindest im Zusammenleben mit dem Menschen. Tauben sind - so sagen es die Taubenfreunde - "Heimscheißer". Und weil sie sich die meiste Zeit im Taubenschlag aufhalten würden, bliebe auch dort der meiste Kot. Das aber könne zur Lösung des Problems beitragen: Die Tierschützer wollen die Tiere im Schlag füttern. Durch die richtige Ernährung werde der Kot härter und könne weggefegt werden. Bislang sei der Kot der Stadttaube nur so weich, weil die Tauben aus Not alles fressen, was sie finden könnten. Essensreste, Müll, Zigarettenkippen und sogar Hundekot. In Emden herrscht übrigens ein strenges Fütterungsverbot. Wer sich nicht dran hält, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einer Geldstrafe rechnen.

Bis zu 14 Küken im Jahr

Tauben brüten bis zu sieben Mal im Jahr. Pro Paar macht das bis zu 14 Küken. Und in Emden gibt es viele Paare. In dem Taubenschlag wollen die Tierschützer die echten Eier durch Eier aus Gips ersetzten. Versuche in anderen Städten hätten gezeigt, dass die Population so um bis zu 70 Prozent zurückgehen kann, sagen die Tierschützer. Ab und zu müsse man den Tauben aber einen Bruterfolg gönnen, sonst verlassen sie den Taubenschlag, und außerdem solle es ja auch noch ein paar Tiere geben. Tauben brüten übrigens so viel, weil der Mensch sie so gezüchtet hat: In den Städten wohnen die Nachfahren von Zucht- und Brieftauben. Und die wurden früher auf Ertrag gezüchtet. Seit über 2.000 Jahren dienen sie dem Menschen als Boten, Fleisch- und Federlieferanten und als Produzenten von Dünger - der aber zunehmend zum Problem in den Innenstädten wird.

So ungemütlich wie möglich

Die Initiative Ostfriesen gegen Tierleid sagt, ein Taubenschlag sei günstiger als die Vergrämungsmaßnahmen, die die Stadt derzeit unternimmt. Mit Netzen, Gittern und Stacheln wird versucht, es den Tauben so ungemütlich wie möglich zu machen. Außerdem muss der Taubenkot ständig entfernt werden. Das alles kostet Geld und die Tiere können sich in den Netzen verfangen, schwer verletzen oder gar jämmerlich eingehen. Die Tierschützer rechnen mit unter 2.000 Euro pro Jahr. Das Geld würden sie allerdings nur für den Unterhalt brauchen. Die Arbeit, etwa Ausmisten, Kontrolle und Fütterung, sollen freiwillige Helfer übernehmen. Was der Bau eines Taubenschlags kosten soll, ist noch unklar, weil erst ermittelt werden muss, für wie viele Tiere der eingerichtet werden muss.

Stadt sieht keine Taubenproblematik

Die Stadt Emden sieht derweil gar keine Taubenproblematik. Es gäbe gar nicht so viele Tiere, sagt der Sprecher der Stadt, Eduard Dinkela. Trotzdem haben sich Stadtrat, Ordnungsamt und Tierschützer diese Woche zu Gesprächen getroffen. Allerdings ohne Ergebnis. Im Februar soll es ein weiteres Treffen geben. In Augsburg (Bayern) gibt es übrigens schon einen städtischen Taubenschlag. Dort zeigt das Konzept Wirkung und die Population ist stark zurückgegangen. Andere Städte in Niedersachsen überlegen, ob es nicht auch für sie eine Lösung des Taubenproblems wäre. Entschieden hat man sich dagegen schon in Göttingen: Hier wird gerade nach geeigneten Standorten für die Taubenschläge gesucht.

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Hallo Niedersachsen | 09.12.2017 | 19:30 Uhr

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