VIDEO: Schiff kollidiert mit Windkraftanlage in der Nordsee (5 Min)

Schiff fährt gegen Offshore-Windrad: Kollision offiziell bestätigt

Stand: 28.04.2023 11:27 Uhr

Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) in Hamburg hat am Donnerstag die Kollision eines Schiffes mit einer Windkraftanlage in der Nordsee bestätigt. Die Polizei ermittelt weiter gegen den Kapitän.

Der Unfall der "Petra L" hatte sich bereits am Montag kurz nach 20 Uhr ereignet, sagte der Leiter der BSU, Ulf Kaspera, am Donnerstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Am Mittwoch hatte bereits der dänische Energiekonzern und Windparkbetreiber Ørsted die Havarie bestätigt. Die Staatsanwaltschaft Hamburg erklärte am Donnerstag nach Informationen des NDR in Niedersachsen, dass es keine deutsche Beteiligung an dem Unfall gebe. Weder der Frachter noch der Schiffsführer seien in Deutschland gemeldet, die Kollision passierte zudem außerhalb der relevanten Zwölf-Seemeilen-Zone. Wenn es ein Strafverfolgungsinteresse geben sollte, sei daher der Staat Antigua zuständig, unter dessen Flagge der Frachter unterwegs ist.

Emden: Beschädigtes Schiff wird nun repariert

Karte zu der Schiffskollision. Ein Schiff ist mit einer Windkraftanlage zusammengestoßen und liegt nun in Emden. © NDR
In der Nordsee ist ein Schiff mit einer Windkraftanlage kollidiert.

Die Wasserschutzpolizei untersucht den Unfall jedoch weiterhin. Zum einen, um daraus für die Zukunft Schlüsse zu ziehen. Und zum anderen, weil der 59-jährige Kapitän mutmaßlich gegen die Meldepflicht verstoßen hat, was eine Ordnungswidrigkeit wäre. Er hatte den Unfall nicht bei der Revierzentrale gemeldet, außerdem hat er sich nicht im Emder Hafen angemeldet. Möglich wäre damit eine Seeamtsverhandlung in Deutschland. Experten der Wasserschutzpolizei wollen nun das Schiff und die dazugehörigen Daten untersuchen. Der Kapitän will sein Schiff in den kommenden dreieinhalb Wochen reparieren lassen und dann wieder auslaufen. So lange bleibt die Besatzung an Bord​.

Kapitän ließ Schiff offenbar im Automatikmodus fahren

Das stark beschädigte Schiff war am Dienstag im Emder Hafen angekommen. Zuvor war es offenbar gegen ein Windrad des Offshore-Windparks Gode Wind 1 gefahren. Der Unfall ereignete sich rund 45 Kilometer vor dem deutschen Festland. Nach Erkenntnissen der Wasserschutzpolizei war das Schiff vermutlich im Automatikmodus unterwegs und kilometerweit vom Kurs abgekommen. Nach Kenntnis der BSU hat es in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone bisher noch keinen Unfall eines Frachtschiffs mit einer Windenergieanlage gegeben. Zwei weitere ähnliche Unfälle mit Offshore-Versorgern seien bekannt.

Kapitän habe Kollision nicht gemeldet

500 Meter rund um Offshore-Windparks ist eine Sicherheitszone eingerichtet. Laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie überwachen sowohl der Windparkbetreiber als auch die Verkehrszentrale des Bundes die Windparks. Sie wären auch verpflichtet gewesen, den Kapitän der "Petra L" zu kontaktieren. Der dänische Windparkbetreiber Ørsted habe das jedoch nicht gemacht, sagt Deutschland-Chef Malte Hippe. Das Schiff sei nur kurz in den Bereich eingedrungen und nach der Kollision abgedreht. Es habe auch keinen Notruf abgesetzt oder die Kollision gemeldet, so Hippe. Auf die Nachfrage, ob die Verkehrszentrale Deutsche Bucht den Kapitän wie vorgeschrieben aktiv angefunkt habe, wollte sich ein Sprecher der Zentrale nicht äußern, da die Polizei noch ermittele. Die Wasserschutzpolizei Emden sagt, sie sei für die Sicherheitszone um den Windpark nicht zuständig.

Ruhige Wetterlage auf Nordsee sorgt für glimpflichen Ausgang

Wie ein Sprecher der Wasserschutzpolizei erklärte, sei der Vorfall durchaus bemerkenswert. Wie genau es dazu kam, dass das Schiff derart vom Kurs abgekommen sei, ohne dass die Crew dies bemerkte und eingriff, sei nun Gegenstand der Ermittlungen. Demnach waren drei Offiziere und drei Arbeiter an Bord. Von der sechsköpfigen Crew wurde niemand verletzt. Dass das Schiff trotz der starken Beschädigungen sicher im Emder Hafen ankam, sei auch der ruhigen Wetterlage zu verdanken.

Kapitän schweigt bislang zum Unfall

Zunächst konnte nicht ausgeschlossen werden, dass das rund 40 Jahre alte Schiff gegen ein festes Seezeichen gefahren ist. Der Kapitän äußerte sich zunächst nicht zum Unfall. Er lässt sich laut Polizei von einem Anwalt vertreten. Dieser hat für kommende Woche ein Statement in Aussicht gestellt. Der etwa 75 Meter, lange aus dem polnischen Stettin kommende Frachter ist mit 1.500 Tonnen Getreide beladen und war auf dem Weg nach Antwerpen.

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Blick auf den Lappan, das Wahrzeichen der Stadt Oldenburg. © NDR Foto: Julius Matuschik
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 27.04.2023 | 13:30 Uhr

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