Oldenburgische Kirche will Missbrauch wissenschaftlich aufarbeiten
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg hat die eigene Aufarbeitung von Missbrauchsfällen als "schwach" bezeichnet. Sie will das Thema nun wissenschaftlich aufarbeiten.
Die oldenburgische Kirche wolle sich an der geplanten regionalen und unabhängigen Aufarbeitungsstelle beteiligen, kündigte Oberkirchenrätin Gudrun Mawick am Samstag vor einer in Oldenburg tagenden Sondersynode an. "Die Aufarbeitung ist die Königsdisziplin“, betonte sie. "Darin sind wir noch sehr schwach." Am Ende müssten jene Strukturen identifiziert sein, "die sexualisierte Gewalt ermöglichen und begünstigt haben." Außerdem müsse der verfahrensrechtliche Umgang mit Betroffenen sowie weiteren Beteiligten in den beteiligten Landeskirchen und diakonischen Landesverbänden erleichtert werden.
"Mangelnde Sensibilität" seitens der Oldenburgischen Kirche
Erst Ende Januar war eine bundesweite Studie über sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie veröffentlicht worden. Der unabhängige Forschungsverbund ForuM hatte dabei mindestens 2.225 Betroffene und 1.259 Beschuldigte ermittelt. Die tatsächliche Zahl dürfte demnach deutlich höher liegen. Die oldenburgische Kirche hatte den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen 18 Beschuldigte und 25 bis 30 minderjährige Betroffene für den Zeitraum zwischen 1945 und 2020 gemeldet. In einer Resolution erklärte die Synode nun, "dass unsere Kirche eine klare und transparente Haltung zur Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt anstrebt, die sie verpflichtet, mit großem Engagement eine Kultur der Prävention zu entwickeln". Die Betroffenen hätten in der Vergangenheit zu oft mangelnde Sensibilität und zu wenig Unterstützung erlebt, wenn sie bei kirchlichen Stellen Taten anzeigten.