Landtagspräsidentin Naber - neue erste Frau in Niedersachsen
Nach nur fünf Jahren im Landtag ist Hanna Naber nun die höchste Repräsentantin des niedersächsischen Parlaments. Ein steiler Aufstieg - und ein Amt, das ihr nicht unbedingt in die Wiege gelegt wurde.
Kurzer burschikoser Haarschnitt, klar und offen im Gespräch und überzeugte Oldenburgerin - das ist Hanna Naber. Anfang November wurde sie zur neuen Präsidentin des Niedersächsischen Landtags gewählt - und ist damit nach ihrer Vorgängerin Gabriele Andretta die zweite Frau in diesem Amt in Niedersachsen. Ein Amt, das ihr Leben ganz schön durcheinandergewirbelt hat. "Ich bin jetzt rund vier Wochen Landtagspräsidentin", sagt sie im Gespräch mit dem NDR in Niedersachsen. "Jeden Morgen löst dieser Gedanke bei mir Demut und Respekt aus." Als Landtagspräsidentin ist Naber die "erste Frau" in Niedersachsen und steht damit protokollarisch über dem Regierungschef Stephan Weil (SPD).
Ein umfangreicher Aufgabenkatalog
Im Landtag sitzt die Präsidentin etwas erhöht hinter dem Rednerpult. Von dort aus hat sie das komplette Geschehen im Überblick: über die Besucher, die Medien und natürlich die 145 Abgeordneten. Eine spannende und herausfordernde Aufgabe für die 51-Jährige: Sie ist es, die dafür verantwortlich ist, dass die manchmal hitzigen Debatten im Landtag nicht in wüste Beschimpfungen ausarten. Dabei muss sie stets gerecht und unparteiisch vorgehen. Es ist diese Rolle, die vor allem in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Vorgesetzte von 200 Mitarbeitenden
Darüber hinaus ist sie aber auch Vorgesetzte eines großen Teams. "Ich bin auch Chefin der Landtagsverwaltung, in der über 200 Menschen dafür sorgen, dass der Laden läuft. Dazu gehören gut ausgebildete Juristinnen und Juristen, dazu gehören aber auch Hausmeisterinnen und Pförtnerinnen. Die Palette ist breit", sagt Naber.
Ein Aufstieg, der nicht in die Wiege gelegt war
Aufgewachsen ist Naber in der 10.000-Einwohner-Gemeinde Neuenhaus in der Grafschaft Bentheim. Der Weg zur Landtagspräsidentin war nicht vorgezeichnet. Die Sozialdemokratin ist ein Arbeiterkind und war das erste Mädchen in ihrer Familie mit einem Abitur in der Tasche. "Ich bin nicht gut finanziell im Studium in Oldenburg ausgestattet gewesen", sagt sie, "ich habe in den Semesterferien regelmäßig gearbeitet, unter anderem bei VW am Band oder in der Schokoladenfabrik Hachez in Bremen, um entsprechend Geld zu verdienen, damit ich meinen Lebensunterhalt bestreiten kann."
Schon früh Interesse für soziale Fragen
Mit 16 trat Naber in die SPD ein - Antrieb sei ihr Interesse für die Menschen und für soziale Fragen gewesen. Nach dem Abitur studierte sie Pädagogik, legte später noch ein Sozialmanagement-Studium drauf, das später wichtig war für ihren Job bei der Arbeiterwohlfahrt Weser-Ems in Oldenburg. Bis zu ihrer Wahl als Abgeordnete in den Niedersächsischen Landtag arbeitete sie dort zuletzt als Geschäftsführerin - 4.000 Beschäftigte in 70 Einrichtungen. Ein Job, der helfe, auf dem Teppich zu bleiben, meint sie. "Wenn man verantwortlich war für viele Bereiche in der sozialen Arbeit, ob das Kindergärten sind oder Pflegeheime, das erdet ungemein."
Kein Halten auf der Karriereleiter
Erst 2017 wurde Naber als Abgeordnete in den Landtag gewählt. Nur drei Jahre später folgte der Aufstieg innerhalb der Partei. Sie wurde Generalsekretärin der SPD Niedersachsen. In dieser Aufgabe war sie maßgeblich mitverantwortlich für den Wahlkampf und damit auch für den Wahlsieg von Stephan Weil. Jetzt der erneute Karrieresprung - zur Landtagspräsidentin. Ihr Engagement will sie mit den neuen Möglichkeiten ihres Amtes fortsetzen.
Wir brauchen Lösungen, die den Menschen helfen
Die Auswirkungen des Krieges gegen die Ukraine, knappe Kassen und hohe Energiekosten - in diesen unsicheren Zeiten will Naber das Thema "Demokratie" in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Mit vielen Veranstaltungen im Parlament, aber auch außerhalb. "Es gibt Menschen, die nicht in den Landtag kommen können oder wollen. Wenn sie das nicht wollen, kommen wir zu Ihnen." Mit Angeboten, die im ganzen Land stattfinden. Für die Probleme, Sorgen und Ängste der Menschen müssten Lösungen entwickelt werden, so Naber.