LNG-Terminal: Umweltschützer kritisieren Chlor-Einleitung
Stand: 15.12.2022 16:58 Uhr
Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist so gut wie fertig. Am 22. Dezember soll die "Höegh Esperanza" erstmals Gas ins deutsche Netz einspeisen - zu Lasten des Wattenmeers, sagen Umweltschützer.
Umweltschützende kritisieren, dass ausgerechnet die "Höegh Esperanza" als erstes Import-Terminal für LNG (Liquefied Natural Gas) vorgesehen ist. 2019 hatten australische Behörden das Schiff sogar abgelehnt. Denn seine Rohrleitungen müssen mithilfe von Chlor freigehalten werden. Das Chlor wird dann vom Schiff ungeklärt in die Nordsee geleitet. Pro Jahr soll es sich um etwa 35 Tonnen der Chemikalie handeln. Das Wattenmeer werde dadurch belastet, auch wenn das Chlor stark verdünnt werde, mahnen Umweltschützende. Umweltorganisationen wie BUND und NABU haben angekündigt, die seit Montag öffentlich ausliegenden Genehmigungen genau zu prüfen - und behalten sich Klagen vor.
VIDEO: LNG-Terminal Wilhelmshaven: Ab 22. Dezember soll Gas fließen (09.12.2022) (1 Min)
Umweltminister Meyer: Grenzwerte werden eingehalten
Niedersachsens Umweltministerium verweist auf eine intensive Prüfung der Umwelt- und Sicherheitsstandards durch die Behörden. Alle geltenden Grenzwerte würden eingehalten, sagte Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Einleitungen ins Meer würden so gering wie möglich gehalten. Das gewässerökologische Monitoring werde zudem "intensiviert, um Verschlechterungen der Umweltsituation auszuschließen", so Meyer. Umweltschützende halten dagegen: Das geplante Gewässermonitoring sei "nur ein Tropfen auf den heißen Stein", so Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen. Der Lebensraum zahlreicher, teils bereits gefährdeter Tier- und Pflanzenarten mitten im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer werde zerstört.
LNG-Terminals in Deutschland
- Die "Höegh Esperanza" gilt als Herzstück des LNG-Terminals in Wilhelmshaven, dem ersten in Deutschland. Das 2018 gebaute Schiff ist 294 Meter lang und 46 Meter breit. Es wurde vom Energieversorger RWE im Auftrag der Bundesregierung für mindestens zehn Jahre gechartert.
- Das Schiff der norwegischen Reederei Höegh LNG Holdings soll dauerhaft in Wilhelmshaven am Anleger bleiben und als schwimmende Plattform dienen, um von Tankern angeliefertes LNG anzulanden und in einen gasförmigen Zustand umzuwandeln.
- Die "Höegh Esperanza" soll nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums fünf Milliarden Kubikmeter LNG pro Jahr regasifizieren und einspeisen. In Deutschland wurden pro Jahr zuletzt rund 96 Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht.
- Bundesweit sollen elf LNG-Terminals entstehen. Acht dieser Terminals sind angemietete Spezialschiffe. Neben Wilhelmshaven sollen sie in Stade, Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) und Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) stationiert werden. Fünf der sogenannten Floating Storage and Regasification Units (FSRU) will der Bund chartern. Das Bundeswirtschaftsministerium beziffert die Kosten für die schwimmenden LNG-Terminals auf bis zu 9,7 Milliarden Euro für den Zeitraum 2022 bis 2038.
- Drei feste Terminals sollen bis zum Jahr 2026 an Land gebaut werden (Wilhelmshaven, Stade, Brunsbüttel). Die Jahreskapazität aller Anlagen soll bei 73 Milliarden Kubikmetern Erdgas liegen.
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Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen |
Regional Oldenburg |
15.12.2022 | 15:00 Uhr
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