Klimaziele, faire Löhne: Oldenburger freie Kultur in der Krise
Nach der Sommerpause werden in Oldenburg die Weichen gestellt für die freie Kulturszene. Dann bestimmt der Stadtrat, wie viel Fördergeld die Institutionen in den kommenden fünf Jahren bekommen werden.
Georg Lisek von der Oldenburger Kunstschule und Frauke Allwardt vom Theater Hof 19 sorgen sich um die Zukunft der freien Kultur in Oldenburg aus. Allwardt hat vor mehr als 20 Jahren das Theater Hof 19 nahe des Oldenburger Bahnhofs mitgegründet. Sie sieht die Kultur als Vorreiterin in gesellschaftlichen Dingen, wie der Nachhaltigkeit. Ihr Theater hat untersucht, wie viel CO2 die Gäste auf dem Weg zur Vorstellung produzieren und entwickelt Ideen, wie das verringert werden kann. Gleichzeitig ist der Theaterraum zugig und kaum zu heizen. Ein Problem auch für andere Häuser der freien Kulturszene, sagt Allwardt. "Wie kann ich mein Gebäude dämmen? Wie kriege ich eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach? Kann ich LED einsetzen? Das hat alles mit Geld zu tun."
"Normale" Löhne für Theatermacher
Frauke Allwardt kommt jetzt ins Rentenalter und macht sich Sorgen um die Nachfolge. Auch bei anderen Institutionen zieht sich die Gründergeneration langsam zurück, und zu den bestehenden Löhnen findet sich niemand, der die Arbeit übernimmt. Die Theatergründerin setzt sich dafür ein, dass die nächste Generation für ihre Arbeit einen angemessenen Lohn bekommt. "Es geht hier nicht darum, Reichtümer anzusammeln, es geht darum, dass man in einem normalen Maß leben kann."
Freie Kulturinstitutionen schließen sich zusammen
Die Oldenburger freien Theater, Malschulen und Konzertveranstalter haben bisher zusammen im Jahr 2 Millionen Euro von der Stadt bekommen. Dieses Jahr wird entschieden, wieviel Geld ihnen in den nächsten fünf Jahren bewilligt werden soll. "Das war der Anlass, ein Signal zu setzen, denn gemeinsam stellen wir fest: mittelfristig geht das so schlecht weiter", sagt der Sprecher Georg Lisek von der Oldenburger Kunstschule. Die freie Kulturszene hat sich deshalb zusammengeschlossen und ein gemeinsames Grundsatzpapier herausgegeben. Neben dem Theater Hof 19 und der Oldenburger Kunstschule haben das Theater Wrede, das Blauschimmel Atelier, die Kulturetage, das Oldenburger Computermuseum, die Jugendkulturarbeit und andere unterzeichnet.
Fördersumme müsste sich verdoppeln
Die Fördersumme müsste sich verdoppeln, damit die freien Kultureinrichtungen nachhaltig arbeiten und faire Löhne zahlen können, erklärt Lisek. Bereits bewilligte Mittel zum Beispiel des Landes Niedersachsen würden dann erst fließen, betont er. "Wenn wir eine Stadt haben wollen, die kulturell komplex ist und die ökologisch auch Fortschritte macht und die sich auch kümmert um ihre Leute, dann müssen wir eben auch an der freien Kulturszene ganz anders ansetzen." Die freie Szene blickt dem Herbst mit gemischten Gefühlen entgegen. Auf der einen Seite signalisiert der Rat der Stadt über alle Parteien hinweg, dass er hinter den freien Kulturinstitutionen stehe. Die konkreten Haushaltsberatungen stehen aber noch aus. Mit der Entscheidung im Herbst werden die Weichen gestellt für die nächsten Jahrzehnte und da hängt es von der Höhe der Fördersumme ab, wie es weiter geht.