"Klaasohm" auf Borkum: Wie das Fest künftig gefeiert werden soll
Nach heftiger Kritik soll "Klaasohm" auf Borkum künftig anders gefeiert werden. Bürgermeister und Veranstalter kündigten Maßnahmen an, um die Sicherheit zu erhöhen. Dazu gehört die Abschaffung des Frauenschlagens.
Die Insel Borkum bereitet sich auf "Klaasohm" vor, den - wie es heißt - höchsten Feiertag der Insel. Es ist die Nacht vor dem Nikolaustag, also vom 5. auf den 6. Dezember. Früher blieb man hier gerne unter sich, um einen alten Brauch zu feiern: Dabei wurde Frauen von maskierten Männern mit Kuhhörnern auf das Gesäß geschlagen, wenn sie an diesem Abend nicht zu Hause blieben. Alte Walfänger-Tradition, die jetzt bundesweit für große Empörung sorgt, seit darüber berichtet wird. Gäste stornieren sogar Urlaub auf der Insel.
"Klaasohm": Ab diesem Jahr keine Gewalt mehr
In diesem Jahr soll es nun anders sein. Insel-Bürgermeister Jürgen Akkermann (parteilos) und der Verein Borkumer Jungens haben angekündigt, das Fest zu modernisieren und die Tradition an aktuelle gesellschaftliche Werte anzupassen. Schneller als ihnen lieb war, denn ein bundesweiter "Shitstorm" hat die Insel erreicht. Nahezu alle überregionalen Zeitungen und Medien haben über die Gewaltexzesse berichtet, die in einem Bericht des ARD-Magazins "Panorama - die Reporter", heimlich gedreht, zu sehen waren. Zudem kamen betroffene Frauen anonymisiert zu Wort und berichteten, was ihnen von den als Klaasohms verkleideten Männern in den vergangenen Jahren angetan wurde.
Ein Neuanfang für den Brauch auf Borkum wird versucht
Deshalb gab es am Montag eine Bürgerversammlung auf Borkum. Gewalt gegen Frauen, das Schlagen mit den Kuhhörnern auf das Gesäß, soll es nicht mehr geben. Es sei auch strafrechtlich relevant, so der Bürgermeister. "Es wäre aber falsch, das Fest abzusagen". Klaasohm finde statt, nur ohne Schlagen. Es bleibe ein Gemeinschaftsfest für die Insel. Auch die Borkumer Jungens, eigentliche Ausrichter und Akteure des Festes, fordern die Insulaner auf, sich respektvoll und freundlich zu verhalten. Gerade im Umgang mit Medien und Presse. Die waren in der Vergangenheit häufig angegriffen worden, wenn versucht wurde, über das Fest zu berichten.
Sicherheit beim "Klaasohm" an oberster Stelle
Bürgermeister Akkermann sowie der Oldermann und Vorsitzende der Borkumer Jungens, Maximilian Rau, kündigten konkrete Maßnahmen an, das Fest sicherer zu machen. Nicht nur in diesem, sondern auch in den folgenden Jahren. Das Frauenschlagen werde abgeschafft. Dafür sorgen soll auch verstärkte Polizeipräsenz. Die Beamten haben ihr Einsatzkonzept angepasst, da unter anderem mehr Besucher erwartet würden. "Niemand muss Angst vor gewalttätigen Übergriffen haben", sagte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch. Es werde allerdings auch mit protestierenden Gruppen vom Festland gerechnet. Damit es zwischen Insulanern und "Zugereisten" nicht zu Gewalt komme, werde die Polizei wachsam sein. Es soll außerdem Schutzräume geben und eine Telefonhotline eingerichtet werden, an die sich Betroffene wenden können.