Hofübernahme in der Landwirtschaft: Wie der Wechsel klappen kann
Dass Kinder problemlos den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern übernehmen können, zeigt das Beispiel von Familie Eilers aus Schönemoor. Tochter Jana redet, gestaltet und entscheidet mit.
Die Ausbildungszahlen in der Landwirtschaft sind im Vergleich zu vielen anderen Branchen konstant. Die Arbeit mit Tieren, in der Natur und mit Technik - für viele junge Leute ist das ein Traumberuf. So auch für Jana Eilers. Seit jungen Jahren wusste sie, dass sie Landwirtin werden möchte, genau wie ihre Eltern. Da war der Einstieg in den heimischen Betrieb in der Gemeinde Ganderkesee im Landkreis Oldenburg nur eine Frage der Zeit.
"Wir Alten sollten auch mal den Mund halten können"
Ortsbesuch: Familie Eilers steht auf der Stallgasse in der Sonne und plaudert. Die Kühe kauen zufrieden an ihrer Futtermischung, der Melkroboter läuft anstandslos, alle Tiere sind gesund und munter. Die pure Harmonie in ländlicher Idylle? "Es ist nicht immer so harmonisch", sagen die 33 Jahre alte Jana und ihr 59-jähriger Vater Hans-Gerd wie aus einem Munde. Beide müssen lachen. "Wir Alten sollten auch mal den Mund halten können", bringt es Hans-Gerd auf den Punkt. "Man muss immer daran denken, dass man am nächsten Tag wieder zusammen am Tisch sitzt", sagt seine Frau Heike.
"Man muss die junge Generation ihren Weg gehen lassen"
Bei Familie Eilers geht es meistens ohne Streitereien zu. Das ist allerdings längst nicht in jedem landwirtschaftlichen Familienbetrieb der Fall. Als Vater, Mutter, Kind gemeinsam Tag für Tag zu arbeiten, zu wohnen, einen Betrieb zu führen, verschiedene Vorstellungen unter einen Hut zu bringen - das fällt vielen schwer. "Oft läuft es doch so, dass die Alten sagen: 'Das haben wir schon immer so gemacht' und die Jungen vieles ändern wollen", verdeutlicht Mutter Heike - "dabei muss man eigentlich die junge Generation ihren Weg gehen lassen, die müssen den Hof schließlich in die Zukunft führen."
"Ich möchte mitreden und gestalten"
Für Tochter Jana ist schon im Kindergarten klar gewesen, dass sie Landwirtin werden möchte. Nach der Realschule hat sie die dreijährige Lehre absolviert, war währenddessen in zwei Betrieben im Einsatz. Danach besuchte sie ein Jahr lang die Fachschule, absolvierte ein einjähriges Praktikum auf dem Milchviehbetrieb ihrer Eltern und besuchte im Anschluss die Unternehmerschule. Heute ist sie Landwirtschafts-Meisterin. Was ihr immer klar war: "Ich will nicht als Angestellte auf unserem eigenen Hof arbeiten, ich möchte mitreden und gestalten."
Familie investiert 1,2 Millionen Euro in die Zukunft ihres Hofes
Das haben auch ihre Eltern verstanden: Vor zehn Jahren gründeten die drei eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, eine GbR. Und sie schmiedeten große Pläne: Familie Eilers investierte in einen neuen Stall, stockte ihren Bestand an Milchkühen von 50 auf heute 122 auf und schaffte die Anbindehaltung auf dem Hof ab. Und sie kaufte zwei Melkroboter, die ihr die Arbeit erleichtern. Insgesamt investierten die Eilers 1,2 Millionen Euro in die Zukunft ihres Betriebes. "Das hätten wir nie gemacht, wenn es keinen Nachfolger gegeben hätte", betont Vater Hans-Gerd, "dann hätten wir das hier auslaufen lassen."
Getrennte Wohnungen und "nach Feierabend macht jeder sein Ding"
"Wir mussten Jana nie überreden, den Hof zu übernehmen, das wollte sie immer schon aus eigenem Antrieb", erinnert sich Mutter Heike. "Ich höre von vielen Bekannten, dass ihre Eltern eher abraten, weil die Zeiten für Landwirte und die politischen Vorgaben immer neue sind und uns das Leben schwer machen", sagt Jana. Für sie und ihre Familie allerdings war die Gründung der GbR genau der richtige Schritt. Und einen Tipp haben die drei noch: Getrennte Wohnungen! "Wir essen zusammen Mittag, aber nach Feierabend halten wir dann auch Abstand und jeder macht sein eigenes Ding!"