Högel-Morde: Neue Gedenkstätte für die Opfer des Ex-Pflegers

Stand: 23.04.2024 21:25 Uhr

In unmittelbarer Nähe der Delmenhorster Klinik ist am Dienstag ein Denkmal für die Opfer der Klinikmorde eingeweiht worden. Die Idee dazu hatte Christan Marbach. Sein Großvater wurde von Ex-Pfleger Niels Högel getötet.

von Thees Jagels

Ein zwei mal vier Meter großes Beet mit einem Gedenkstein und einer Tafel erinnert nun an alle Opfer des Patientenmörders. 2019 wurde Niels Högel wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt. Als Krankenpfleger in den Kliniken Delmenhorst und Oldenburg hatte er Patienten nicht verordnete Medikamente verabreicht, um sich mit Reanimationen zu profilieren.

Ein Ort zum Innehalten

Für Christian Marbach ist die von ihm initiierte Gedenkstätte ein sehr persönlicher Ort. "An dem Hang neben der Klinik hat mein Großvater mir das Schlittenfahren beigebracht. Nur wenige Meter daneben im Krankenhaus wurde er ermordet." Der Standort neben der Klinik in Randlage sei ideal. "Man hat dort seine Ruhe, aber der Ort ist trotzdem sichtbar und nicht versteckt im Nirgendwo". In stillem Gedenken könne hier nun innegehalten und würdevoll an die unfassbaren Dimensionen der Morde erinnert werden.

Erste Gedenkstätte "beschämend”

In der Delmenhorster Parkanlage "Graft" gibt es bereits seit 2016 eine Gedenkstätte für die Opfer der Patientenmorde. Sie besteht aus drei Bäumen und einer Tafel. Christian Marbach, der auch Opfer- und Hinterbliebenenvertreter ist, empfindet sie als unwürdig. "Der Ort ist völlig im Abseits und hat keinerlei Bezug zu den Morden. Das ist eher beschämend". Außerdem sei diese Gedenkstätte ohne die Angehörigen geplant worden.  

Pragmatische Planung

Das sei bei der neuen Gedenkstätte am Delme Klinikum anders. Mit der Idee eines neuen Gedenkorts ging Christian Marbach 2020 auf die Geschäftsführung und die Delmenhorster Bürgermeisterin zu. "Ich bin da auf offene Ohren gestoßen, wir haben das Ganze dann sehr pragmatisch geplant und auch schnell umgesetzt."  

Noch kein Gedenkort in Oldenburg

Am Klinikum Oldenburg, wo Niels Högel vor seiner Zeit in Delmenhorst arbeitete, gibt es bisher noch keinen Gedenkort für die Opfer. Christian Marbach kritisiert das: "Ich bin 2020, zeitgleich wie in Delmenhorst, auf die Verantwortlichen mit einem Wunsch nach einem solchen Ort zugegangen." Daraufhin wurde am Klinikum eine Kommission "Gedenken" gegründet, in der neben Vertretern der Klinik und der Stadt auch Christian Marbach Mitglied ist: "Da wird viel geredet, aber bisher wurde nichts beschlossen oder umgesetzt." 

Klinikum Oldenburg verweist auf Sitzung 

Auf NDR Anfrage teilt das Klinikum Oldenburg mit, dass die Kommission diesen Donnerstag wieder tagen werden werde. Dort werde man über einen Ort des Gedenkens am Klinikum sprechen. Im Vorfeld dieser Sitzung wolle man sich aber noch nicht zu den Plänen und dem weiteren Vorgehen äußern.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 23.04.2024 | 08:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus der Region

Das Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff 1" liegt an der Columbuskaje. © dpa Foto: Sina Schuldt

Drei Jahre Bauzeit: Columbuskaje in Bremerhaven fertiggestellt

Bremerhavens kriselnde Kreuzfahrtbranche hofft auf neuen Schwung: Das Ziel sind 500.000 Passagiere jährlich. mehr

Aktuelle Videos aus Niedersachsen