Forschende aus Wilhelmshaven gründen Start-up für Korallen
In Wilhelmshaven züchten Wissenschaftler seit vier Jahren Steinkorallen im Aquarium. Jetzt wollen sie eine nachhaltige Korallenzucht aufbauen. Damit könnten sie auch wilden Korallenriffen helfen.
Unzählige Korallen, die auf kleinen Plättchen befestigt sind, tummeln sich in den Aquarien der beiden Biologen Samuel Nietzer und Mareen Möller. Ihre Anlage am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg ist auf die Aufzucht von Steinkorallen spezialisiert. Seit zehn Jahren forschen sie an der Vermehrung und Aufzucht von Jungkorallen. Konkret geht es um die sogenannte geschlechtliche Fortpflanzung. Der Prozess ist sehr schwer nachzustellen, deshalb müssen die Biologen zahlreiche Parameter im Blick haben, damit die Nachzucht gelingt.
Fortpflanzung orientiert sich am Mond
Korallen können zwar über Fragmentierung vermehrt werden. Das funktioniert wie bei Pflanzenstecklingen, hat aber den Nachteil, dass dann alle Korallen gleich sind. Anders ist dies bei der geschlechtlichen Fortpflanzung. Die passiert aber nur einmal im Jahr. Dann laichen alle Korallen einer Art am gleichen Tag. Damit das klappt, orientieren sich die Nesseltiere an den Mondphasen, die sie über Lichtrezeptoren wahrnehmen. Tausende Ei- und Spermienpakete werden dann von den Korallen abgegeben. Die Forschende aus Wilhelmshaven sammeln sie ein, um damit gezielt zu züchten.
"Frisch angesiedelte Korallen sind klein, hilflos und lecker"
Ein großer Knackpunkt bei der geschlechtlichen Fortpflanzung ist laut Möller die Ansiedlung, weil Meerestiere die kleinen Korallen gerne fressen. Weltweit können nur etwa zehn Institute Korallen auf diese Art vermehren. Nietzer und Möller waren 2020 nach Angaben ihrer Universität die ersten in Deutschland, denen das gelungen ist. Jetzt wollen sie eine nachhaltige Korallenzucht aufbauen. Dafür haben sie ein Start-ip gegründet, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium.
Korallenzucht kann Riffe schützen
Die kommerzielle Zucht soll helfen, die Korallenriffe in der Natur zu schützen. Viele verkaufte Korallen sind nämlich Wildfänge. Außerdem werden die Korallenriffe durch den Klimawandel bedroht. Wärmer werdendes Wasser löst tödliche Korallenbleichen aus. Zur Aufforstung werden dann oft Korallen genutzt, die über Fragmentierung gezüchtet wurden. Da dann aber alle Korallen gleich anfällig sind, wären bei Bleichen direkt große Flächen betroffen. Korallenriffe aus geschlechtlicher Fortpflanzung dagegen wären durch ihre Varianz besser gerüstet.