LNG-Terminal Wilhelmshaven: Umweltverbände drohen mit Klagen
Nach der Eröffnungsfeier mit Kanzler Scholz soll Deutschlands erstes LNG-Terminal in Wilhelmshaven am Donnerstag den Betrieb aufnehmen. Umwelthilfe und BUND kündigen derweil weitere Klagen an.
Neben einer kürzeren Laufzeit für das Terminal geht es den Naturschützern um die Reinigung des Spezialschiffs "Höegh Esperanza" mit Chlor, das anschließend ins Wattenmeer geleitet wird. "Nötig ist eine Befristung des Betriebs in Einklang mit den Klimazielen und ein Verbot für den Einsatz von Biozid", sagte Sascha Müller-Kraenner, Vorsitzender der Deutschen Umwelthilfe (DUH), laut einer Mitteilung. Die Umwelthilfe werde das notfalls "mit rechtlichen Mitteln durchsetzen". Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert eine deutlich kürzere Terminal-Laufzeit und kündigte an, wenn nötig auf Änderung der Genehmigungen zu klagen.
LNG-Terminal: Laut Energieminister Meyer "kein Umweltrabatt"
Beim Festakt für das LNG-Terminal betonte Niedersachsens Energieminister Christian Meyer (Grüne), dass alle Grenzwerte eingehalten worden seien. "Wir haben keinen Umweltrabatt gegeben", sagte der Minister am Sonnabend. Einen Tag zuvor hatte der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Inbetriebnahme der Anlage und das Einleiten von Abwässern von der "Höegh Esperanza" in die Jade genehmigt. Das knapp 300 Meter lange Spezialschiff soll von Tankern angeliefertes verflüssigtes Erdgas (liquefied natural gas, kurz LNG) ins Gas wandeln und ins deutsche Gasnetz einspeisen. Die Rohre des Schiffes sollen mithilfe von Chlor gereinigt werden, insgesamt 35 Tonnen jährlich.
Kritiker nehmen Wasserproben nahe der "Höegh Esperanza"
Umweltschützer verweisen auf schonende Alternativen zum Reinigen der Rohre. Alle weiteren Spezialschiffe, die für den Umschlag von LNG in Deutschland zum Einsatz kommen, benötigten keine Biozide wie Chlor, sagte BUND-Landesvorständin Imke Zwoch. "Wir können nicht verstehen, warum man dieses halbe Jahr nicht genutzt hat, um das Schiff entsprechend umzurüsten." NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer verwies darauf, dass die Einleitungen anhand von Messungen rund um das Schiff und im Jadebusen streng kontrolliert würden. Das Netzwerk Energiedrehscheibe, zu dem auch BUND und Naturschutzbund (NABU) gehören, wollte am Sonntag am Außenhafen von Hooksiel Wasserproben nehmen - in der Nähe des Anlegers der "Höegh Esperanza".
Habeck: Alternative wäre Winter mit Gasmangellage
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gab sich in den ARD-Tagesthemen überzeugt, dass die Genehmigung für die Terminals Klagen standhalten würde. "Wir agieren unter höchstem Druck, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten." Das bedeute, dass "wir manchmal Verfahren einkürzen müssen", sagte der Minister mit Blick auf sonst übliche Beteiligungsprozesse. Das könne man nicht so gut finden, die Konsequenz aber wäre "ein Winter in Gasmangellage". Landesumweltminister Meyer betonte, dass rund 300 Einwendungen von Bürgern und Umweltverbänden eingegangen und geprüft worden seien.
Kanzler Scholz zur Eröffnung: "Neues Deutschland-Tempo"
Zur Eröffnung des Terminals lobte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonnabend unterdessen das "neue Deutschland-Tempo, mit dem wir Infrastruktur voranbringen". Es sei Vorbild für weitere Projekte. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Frühjahr seien binnen weniger Monate eine rund 26 Kilometer lange Anbindungspipeline und ein Anleger an einer bestehenden Umschlaganlage nördlich des Tiefwasserhafens JadeWeserPort gebaut worden. Viele hätten gesagt, das sei nicht möglich.
Am Donnerstag soll das LNG-Terminal in Betrieb gehen. Dann wird die "Höegh Esperanza" erstmals Gas ins deutsche Netz einleiten. Der kommerzielle Betrieb soll im Januar anlaufen.