Ersetzt eine Bimmelbahn bald die Pferdekutsche auf Juist?
Der Gemeinderat der Insel entscheidet, wie der Flugplatz zukünftig angebunden werden soll. Es liegen zwei Konzepte vor: Eins mit Pferdekutschen, eins mit einer elektrischen Bimmelbahn.
Der Verkehrslandeplatz Juist liegt vier Kilometer außerhalb des Dorfes. Passagiere, die hier ankommen, sind auf eine Anbindung angewiesen. Seit Ende Februar gibt es aber keine reguläre Verbindung mehr.
Kutschen nicht wirtschaftlich
Die Personen-Kutsche der Spedition HUF hat den Flugplatzverkehr aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. "Wir fahren seit 2019 hoch defizitär zum Flugplatz", sagt Geschäftsführerin Karen Bauer. Aktuell kommen Fluggäste deshalb nur noch per Fahrrad-Rikscha in den Ort, die sie vorher bestellen müssen.
Schnellfähren machen Fliegern Konkurrenz
Seit 2019 fahren Schnellfähren nach Juist. Sie sind weniger tideabhängig als die großen Fähren, fahren dadurch regelmäßiger und brauchen nur 45 Minuten. Zudem kommen sie im direkt am Ortsrand liegenden Hafen an. Ein Vorteil gegenüber dem Flugplatz, der weit außerhalb liegt: Allein die Kutschfahrt vom Flugplatz in den Ort dauert circa eine halbe Stunde und kostete zuletzt 26 Euro pro Person.
Fluggastzahlen rückläufig
Die Fluggastzahlen gingen deshalb von 54.000 in 2018 auf zuletzt 26.000 Passagiere pro Jahr zurück. Die FLN hat ihre Verbindung von Norddeich nach Juist Ende Februar eingestellt. Aktuell fliegt der Ostfriesische Flugdienst (OFD) zweimal täglich von Emden auf die Insel. Wenn es wieder eine reguläre Anbindung in den Ort gibt, will zudem ein norwegischer Fluganbieter achtmal täglich Flüge von Norddeich aus anbieten.
Kommt jetzt die E-Bimmelbahn ...
Der Juister Hotelier Joe Pütz will zu jedem der potenziellen Flüge eine Anbindung per E-Bimmelbahn auf der eigentlich autofreien Insel anbieten. "Mit bis zu 26 Personen, für 10 Euro pro Person und Strecke inklusive Gepäcks", erzählt er. Der Hotelier hat auch gerade die Gastronomie am außerhalb gelegenen Flugplatz übernommen und hofft durch die Bimmelbahn auch auf zusätzliche Ausflugsgäste. Das wirtschaftliche Risiko für den Betrieb der Bahn will er selbst tragen. Fahren soll sie zwischen Flugplatz und Hafen.
... oder der Pferdekutschen-Bus?
Sollte die E-Bimmelbahn genehmigt werden, fürchtet Karen Bauer vom Kutschenbetrieb HUF, dass sich das Ortsbild der Insel verändert. Sie hat deshalb ebenfalls ein Konzept zur Flugplatzanbindung eingereicht, per Pferdekutschen-Bus. "Wir wollen Haltestellen auf der gesamten Insel, und zunächst zwei Mal täglich über die komplette Längsachse bis zum Flugplatz fahren". Ein Tagesticket, mit dem Fahrgäste beliebig oft ein- und aussteigen können, soll 10 Euro kosten.
Subventionierung für Kutschen-Konzept
Um dieses Angebot zu finanzieren ist der Betrieb allerdings auf finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen. "Wir würden 50 Prozent des wirtschaftlichen Risikos tragen, wenn die Gemeinde die anderen 50 Prozent übernehmen würde." Bis zur Einstellung der bisherigen Verbindung zum Flugplatz hatte die Gemeinde den Fuhrbetrieb schon mit rund 40.000 Euro für die Monate Dezember bis Februar subventioniert.
Gemeinderat entscheidet
Laut Bürgermeister Tjark Goerges gibt es im Gemeinderat für beide Konzepte Befürworter: "Grundprinzip im Rat ist eigentlich 'Pferde first'. Aber die Wirtschaftlichkeit spielt auch eine große Rolle". Er rechnet für die Kutschenlösung mit einer Risikoeinlage von bis zu 200.000 Euro. Kosten, die möglicherweise auf den Gästebeitrag umgelegt werden müssten. Am Dienstag muss der Rat entscheiden, mit welchem der beiden Konzepte der Flugplatz angebunden werden soll. Bei der E-Bimmelbahn müsste zudem noch der Landkreis einen entsprechenden Antrag genehmigen.
