Elektroauto an Bord: Ein Risiko für Fähren?

Stand: 06.04.2023 17:44 Uhr

Ein brennendes Elektroauto birgt wegen des Akkus besondere Gefahren. Ein solcher Brand auf einer Autofähre kann deshalb kritisch werden. Reedereien setzen eigene Regeln fest - eine echte Lösung gibt es noch nicht.

von Peter Becker

Holger Eilers schiebt eine kleine Metallplatte, an die ein Feuerwehrschlauch angeschlossen ist, unter seinen Dienstwagen. "Wasser marsch!" Wenige Sekunden später wird der Unterboden des E-Autos unter Wasser gesetzt. "Im Ernstfall würden wir ein brennendes E-Auto nicht nur von oben löschen, sondern auch von unten", sagt Eilers, Nautischer Inspektor der Reederei Norden-Frisia. "Mit dieser Bodendüse haben wir die Möglichkeit, gezielt viel Wasser unter das Auto zu bringen, um den Akku - aber auch das Deck darunter - zu kühlen. Damit wird die Hitze, die bei einem Akkubrand entsteht, abgeführt und wir können das Deck so lange wie möglich schützen."

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Ein Elektroauto der Marke Tesla in Flammen © picture alliance/KEYSTONE Foto: Michael Buholzer

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Elektroauto lässt sich an Bord einer Fähre nicht löschen

Sollte tatsächlich einmal ein Elektroauto in Brand geraten, geht es für die Crew der Frisia-Autofähren darum, Zeit zu gewinnen. In maximal einer halben Stunde wäre einer der rettenden Häfen auf Norderney oder in Norddeich erreicht. Bis dahin müsste ein brennendes E-Auto mit viel Wasser gekühlt werden, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern, denn löschen lässt es sich an Bord nicht. An Land steht bei einem Ernstfall bereits die Ortsfeuerwehr bereit, um das Auto mit einem Radlader von Bord zu ziehen. Es würde dann im Hafen kontrolliert abbrennen.

Erhöhtes Risiko: Reederei transportiert kein E-Auto mit Unfallschäden

Holger Eilers ist bei der Reederei für die Sicherheit verantwortlich. Ihm ist es wichtig zu betonen, dass so ein Szenario unwahrscheinlich ist. Ein E-Auto-Brand sei allerdings so gefährlich, dass sein Team - zusätzlich zum bestehenden Sicherheitskonzept - die Bodendüse entwickelt hat: "Quasi on top", sagt Eilers. Laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherer gibt es keine Hinweise darauf, dass E-Autos häufiger brennen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Allerdings können beschädigte und defekte Batterien in Brand geraten. Deshalb würde die Reederei auch kein E-Auto mit Unfallschäden transportieren, sagt Eilers.

2022: Brand auf Autofähre "Felicity Ace" - Akku die Ursache?

Der Nautische Inspektor hat mit seinem Team das bestehende Sicherheitskonzept noch einmal überprüft - aus aktuellem Anlass: Vor einem Jahr brannte der Autotransporter "Felicity Ace" auf dem Weg von Emden in die USA völlig aus. Ob das Feuer durch einen defekten Akku verursacht wurde, konnte nicht genau ermittelt werden. Fest steht aber: Es griff auf etliche E-Autos über, die das Feuer immer wieder anfachten. Löschversuche schlugen fehl, das Schiff sank vor den Azoren auf den Meeresgrund - an Bord rund 4.000 Autos der Marken VW, Porsche und Bentley. Die norwegische Reederei Havila Kystruten nimmt seitdem keine Elektro-, Hybrid- und Wasserstoff-Fahrzeuge mehr mit. Eine weitere norwegische Reederei transportiert zumindest keine gebrauchten E-Autos mehr.

Fahrer wollen ihr Elektroauto an Bord aufladen

Dana Meißner vom Institut für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit in Warnemünde hat in einer Studie untersucht, wie es um die Sicherheit von E-Autos und Fahrzeugen mit alternativen Antrieben wie Wasserstoff und LNG auf Fährschiffen bestellt ist. Auch Meißner sagt, das Risiko, dass ein E-Auto in Brand gerät, sei nicht höher als bei Autos mit Verbrennungsmotor. In Zukunft nehme aber die Elektromobilität zu und damit auch der Wunsch der Kundinnen und Kunden, ihre Autos während der Fahrt aufladen zu können, sagt Meißner.

Gefährlich: Illegales Laden auf der Fähre

Dr. Dana Meißner, Institut für Sicherheitstechnik und Schiffssicherheit in Warnemünde © Dana Meißner
Gefahr entstehe, wenn Passagiere ihre Autos einfach an Steckdosen auf der Fähre anschließen, sagt Dana Meißner.

Dazu wird derzeit geforscht. Aktuell gibt es aber noch keine Ladestationen auf Autofähren, da beim Laden die Brandgefahr durch Kurzschlüsse höher ist. Einzige Ausnahme ist ein Pilotprojekt der Reederei TT-Line. Technisch seien sichere Ladestationen auch auf Fähren denkbar, glaubt Meißner. Diese sollten schnell entwickelt werden: "Wir kennen mehrere Fälle, in denen Passagiere die an Bord vorhandenen Steckdosen genutzt haben, die zum Beispiel für Kühl-Lkw vorhanden sind, um ihre Fahrzeuge zu laden. Das sind Situationen, die dann tatsächlich zu Gefahren führen können." Die Frisia-Reederei aus Norddeich bietet ihrer Kundschaft die Möglichkeit, Autos vor der Fahrt auf die Insel auf dem Parkplatz der Reederei zu laden. So komme niemand in Versuchung, sein Auto an Bord illegal zu laden.

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Hallo Niedersachsen | 06.04.2023 | 19:30 Uhr

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