Dreist und rücksichtslos: Metalldiebe machen immer mehr Beute
In Niedersachsen häufen sich die Fälle von Metalldiebstahl. Ermittler machen professionelle Banden dafür verantwortlich. Die Diebe scheuen auch vor großen Statuen und Kunstwerken nicht zurück.
Der "Zementpacker" verschwand Ende März 2023. Die lebensgroße Bronze-Statue eines Mannes, der einen Zementsack schleppt, stand am Deutschen Zement-Museum in Hemmoor (Landkreis Cuxhaven). Dort gab es bis 1983 ein großes Zementwerk. Der "Zementpacker" war das Aushängeschild des Museums - bis er gestohlen wurde.
"Zementpacker" von Hemmoor - einfach abgeflext
Die Diebe flexten die Statue von ihrem Betonsockel vor dem Museum einfach ab, direkt neben einer stark befahrenen Bundesstraße. Einer Planerin, die mit dem Umbau des Museumsgeländes betraut war, fiel der Diebstahl auf. Da erinnerten aber nur noch Schleifspuren an die Statue.
Metalldiebe verursachen Millionenschäden
Verantwortlich für die Metalldiebstähle sind laut Landeskriminalamt (LKA) oft Banden aus Südosteuropa, die professionell organisiert sind. Die Schadenssumme stieg demnach zwischen 2019 und 2024 von einem unteren einstelligen Millionenbetrag auf einen oberen einstelligen Millionenbetrag. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Fälle ebenfalls zu. War sie in den Jahren 2019 und 2020 noch dreistellig, liegt die Fallzahl laut LKA mittlerweile im vierstelligen Bereich pro Jahr.
Ein Schrotthändler meldete sich bei der Polizei
Die Diebe des "Zementpackers" flogen auf. Da war die Bronzeskulptur aber bereits zerstückelt. Ein Schrotthändler aus Bremen wandte sich an die Polizei, nachdem ihm die Überreste zum Kauf angeboten worden waren. Händler machen sich als Hehler strafbar, wenn sie Diebesgut kaufen und verkaufen. Die Spur habe zu einem weiteren Händler nach Schwanewede geführt, sagte Hemmoors Bürgermeisterin Sabine Wist (SPD). "Das Verfahren wurde aber eingestellt, wir haben leider keine Handhabe", so Wist.
Rekonstruktion kostet Hemmoor viel Geld
Die Stadt hat einen Kostenvoranschlag von einer Werkstatt aus Süddeutschland, die die Statue für 45.000 Euro anhand von Fotos rekonstruieren könnte. Als Basis könnten die verbeulten Überreste dienen. Die Witwe des Künstlers, der die Figur geschaffen hat, sammelt schon Spenden dafür. Die Skulptur habe eine Bedeutung für Hemmoor, sagt die Bürgermeisterin. "Die Skulptur spiegelte die Identität des Ortes wider, wie hart hier früher die überwiegend manuelle Arbeit für die Menschen war. Der Künstler war nah dran an den Menschen."
Serie von Metalldiebstählen im Landkreis Stade
Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizei Stade, beschreibt die Motivation für Metallklau so: "Es ist ein Auf und Ab, das von den Rohstoffpreisen abhängt. Die haben auch die Diebe im Auge und ziehen dann los." Seit August vergangenen Jahres habe es allein im Landkreis Stade eine Serie von 40 Metalldiebstählen gegeben. Ein Opfer: Das Leuchtturmmuseum in Hollern-Twielenfleth.
Schiffsschraube aus Messing abtransportiert
Dort verschwand Mitte Februar eine 200 Kilogramm schwere Schiffsschraube aus Messing. Sie war im Außenbereich, direkt hinter dem Deich an eine Halterung geschraubt. Bei Preisen von mehr als 4 Euro pro Kilogramm dürfte sie den Dieben etwa 900 Euro eingebracht haben, schätzt Joachim Steffens, der Verantwortliche für das Museum. Die Schraube sei vermutlich per Anhänger abtransportiert worden.
Vandalismus und Diebstahl auch in Lilienthal, Wilhelmshaven und Hüde
In Lilienthal bei Bremen scheiterten Diebe an einer mehrere Tonnen schweren Bronzestatue. Sie ließen sie umgekippt einfach liegen. In Wilhelmshaven verschwand eine lebensgroße Frauenfigur aus Metall von einem Friedhof, in Hüde im Landkreis Diepholz sogar eine große Kirchenglocke. Sven Appel, Sprecher vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur, bedauert besonders solche Diebstähle. Sie gefährden nicht nur die Kunst selbst, sondern auch den freien Zugang zur Kunst für alle." Die Polizei rät, Ziele, die sich für Metalldiebe lohnen, konsequent abzusichern.
