Der Mann, der alle Kanzler fotografierte
Josef Albert Slominski ist 87 - und hat sieben Päpste und alle Kanzler fotografiert. Von seiner Wohnung bei Oldenburg aus will er demnächst nach Berlin aufbrechen: Das Porträt eines neuen Kanzlers steht an.
Josef Albert Slominski sitzt mit seiner Frau Gabriele Richter an einem kleinen Tisch im Arbeitszimmer in ihrer Wohnung in Steinfeld (Oldenburg) und blättert in großformatigen Fotos. Er holt ein schwarz-weißes Bild hervor, auf dem ein Mann in weißem Gewand mit weißer Scheitelkappe einer älteren Dame die Hand reicht: "Das ist mein erstes richtiges Papstfoto von Pius XII."
Fotos der Bundeskanzler: Mit Adenauer fing alles an
Mit Papst Pius XII und Konrad Adenauer fing alles an für den heute 87-jährigen Fotografen. Den ersten Bundeskanzler bekam er bei einem öffentlichen Auftritt eher zufällig vor die Linse, beim Papst fragte er 1955 offiziell mit einem Brief an. Und das, obwohl er kein ausgebildeter Fotograf, sondern gelernter Schriftsetzer ist.
Berühmte Persönlichkeiten sind auch nur Menschen
"Ich bin vor nichts zurückgeschreckt, egal, was anlag. Sicherlich bin ich auch manchmal gescheitert, aber ich habe einfach weitergemacht", sagt er. Und seine Frau Gabriele Richter stimmt ihm zu: "Mein Mann hatte vor keinem Termin Angst oder war aufgeregt. Er begegnet berühmten Menschen nicht anders als seinen Nachbarn."
Kanzlerin und Papst vor der Linse: Diskretion ist das A und O
'Slomi', wie er sich selber nennt, ist stolz darauf, schon sieben Päpste fotografiert zu haben. Zudem hat er seit Adenauer alle Kanzler und die Kanzlerin im Einzeltermin abgebildet. "Das geht ganz leicht. Ich frage einfach per Brief oder Mail an und dann kommt die Zusage", erklärt er. Sein Geheimnis? Schnelles Arbeiten ohne Licht oder Spezialeffekte. Und Diskretion. "Ich unterhalte mich mit den Menschen, die ich fotografiere. Aber was sie sagen, bleibt bei mir und kommt nicht in irgendwelche Zeitschriften."
Fotograf erhält Bundesverdienstkreuz für Ausstellung
Die Bilder aber, die werden veröffentlicht. Oft macht 'Slomi' Fotos, ohne einen Auftrag zu haben, und verkauft sie dann später weiter. Sie erschienen im Stern, in der Bildzeitung, der Bild am Sonntag. 32 Fotobände hat er veröffentlicht, seine Bilder im In- und Ausland ausgestellt. 1983 bekam er das Bundesverdienstkreuz für eine Ausstellung mit Bildern aus dem Deutschen Bundestag.
Die Partei ist egal
"Das Besondere an meinen Fotos ist, dass man in den Augen der Porträtierten lesen kann", sagt er. Die Bilder würden besser, je sympathischer ihm ein Mensch sei - und da sei ihm die Partei völlig egal. "Ich finde einen Gregor Gysi genauso gut wie jemand aus einer anderen Partei, es kommt auf die Menschen an, wie sie sich geben, was sie machen."
Bald möchte er Merz fotografieren
Josef Albert Slominski blickt zufrieden auf seine 60-jährige Karriere als Fotograf. Aber die Kamera legt er noch lange nicht beiseite. Denn das nächste Projekt steht schon. "Herrn Merz hab ich zwar schon einmal als Parteivorsitzenden porträtiert. Aber nicht als Kanzler." Klar also, wohin sein nächster Brief gehen wird. Er ist sich sicher: Innerhalb von wenigen Tagen wird er einen Fototermin im Bundeskanzleramt bekommen.
