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Bester Handyempfang in Deutschland - und trotzdem kein Netz

Stand: 17.09.2024 20:13 Uhr

Laut Bundesnetzagentur gibt es in Delmenhorst keine Funklöcher. Doch die Anwohner im Ortsteil Schohasbergen haben kaum Empfang. Was ist da los? Zuständig fühlt sich niemand.

von Thees Jagels

"Hallo, hallo hören sie mich?" Diese Frage stellt Volker Wilsmann seinen Anrufern häufig. Denn das Mobilfunknetz ist in und an seinem Haus in Schohasbergen instabil. Häufig kommen die Anrufe auch gar nicht erst an. Dabei gibt es den Daten der Bundesnetzagentur zufolge in Delmenhorst null Prozent Funklöcher. Damit liegt die Stadt noch vor Hannover und Oldenburg. Wie passt das zusammen?

Wie schnell ist das Internet?

Das Bild zeigt einen Speed-test für die Internetverbindung die in einem Brwoser ausgeführt wird. © NDR
Ein Test zeigt, wie schnell hier im Internet gesurft werden kann.

Mit einer Geschwindigkeit von 3 Mbit/s im Download und 1,8 Mbit/s surft Volker Wilsmann im Mobilfunknetz. Mehr kommt hier bei einem Geschwindigkeitstest am Stadtrand nicht an, obwohl es laut Bundesnetzagentur hier flächendeckend 5G-Empfang geben soll. Über die Telefonleitung kommt auch über das Festnetz kein schnelleres Internet. Breitband gibt es nicht, die Leitungen stammen noch aus den 1950er Jahren.  

Funklöcher melden per App

Volker Wilsmann und seine Nachbarn haben sich wegen des anbieterübergreifend schlechten Mobilfunkempfangs nach eigenen Angaben schon mehrfach an die Bundesnetzagentur gewandt. Mit der "Funkloch-App" können Funklöcher gemessen und dort gemeldet werden. "Die erhobenen Daten fließen dann in die Bewertung der Qualität der Mobilfunkversorgung ein”, sagt Fiete Wulff, Sprecher der Bundesnetzagentur.

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Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. © picture alliance / dpa-tmn | Bernd Diekjobst Foto: Bernd Diekjobst

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Abweichung laut Bundesnetzagentur "normal"

Die starken Abweichungen der gemessenen Empfangsdaten der Anbieter in Delmenhorst im Gegensatz zu den Erfahrungen der Anwohner in Schohasbergen seien normal, so Wulff: "Es liegt in der Natur der Sache, dass es Abweichungen gibt." Gründe hierfür seien unter anderem, dass die Empfangsqualität von der Anzahl der Personen im Netz abhänge und der Aufenthaltsraum eine Rolle spiele. Die Messdaten bezögen sich auf den Outdoorempfang. Laut Anwohnern ist der Mobilfunkempfang in Schohasbergen aber auch draußen schlecht.  

Bundesnetzagentur nicht zuständig

Die Bundesnetzagentur nutze die Daten zu gemeldeten Funklöchern grundsätzlich, um die Vorgaben für den weiteren Netzausbau zu definieren, so Wulff. Das tue die Bundesnetzagentur aber mit Blick auf ganz Deutschland oder ganze Bundesländer. Für eine Verbesserung der Situation auf lokaler Ebene - zum Beispiel in Schohasbergen - seien aber die vier großen Netzanbieter zuständig. Die wiederum verweisen größtenteils auf die guten - eigenen - Messdaten vor Ort.   

Anbieter sehen kein Problem

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme von Delmenhorst. © NDR
Schohasbergen ist ein Ortsteil von Delmenhorst.

"Ein Funkloch gibt es hier in der Tat nicht", schreibt etwa O2 Telefonica . "Kunden sollten prüfen, ob in den Einstellungen unter Mobilfunkverbindungen auch LTE ausgewählt ist", heißt es von der Telekom. Und auch Vodafone sieht in Schohasbergen kein Netzproblem: "Die 600 Einwohner des Dorfes und ihre Gäste können im Vodafone-Netz mobil telefonieren und ebenso das mobile Breitband nutzen." 1&1 verweist darauf, mit seinem Netz noch in der Aufbauphase zu sein und vor Ort noch keinen eigenen 5G Standort zu haben. Man nutze in Delmenhorst das Netz von O2 Telefonica und Vodafone.  

Anwohner hoffen auf Breitband  

Für Volker Wilsmann und seine Nachbarn klingt das wie Hohn. Sie hätten ihre Geräte sehr wohl richtig eingestellt und den Empfang anbieterübergreifend getestet. Da die Mobilfunkanbieter vor Ort keinen Netzausbau planen und sich keiner für ihr Empfangsproblem zuständig fühlt, hoffen sie nun auf einen raschen Glasfaserausbau. Für diesen Zweck könnte die Stadt Delmenhorst Fördermittel beantragen, wenn sich kein privater Anbieter für den Ausbau findet. Laut Stadt bereitet die Verwaltung bereits einen entsprechenden Vorschlag für die politischen Entscheidungsträger vor.

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