Täuschend echte Manöver im modernsten Schiffssimulator der Welt
In Buxtehude steht ein hochmoderner Simulator für Schiffe. Die Szenarien spielen in bekannten Häfen und Meerengen. Was wie ein großes Videospiel wirkt, hat einen ernsten Hintergrund: Sicherheit.
Der Pole Boguslaw Robert Mosiejczuk ist seit mehr als 20 Jahren Kapitän. Große Containerschiffe hat er schon vielmals erfolgreich über die Weltmeere gesteuert. Gerade ist er mit drei Kollegen auf der Elbe unterwegs. Die Fahrt von Glückstadt nach Hamburg stellt eine besondere Herausforderung dar. Von Backbord, also linkerhand des Schiffes, nähert sich ein anderes großes Containerschiff. Die Männer reagieren zu spät, die Schiffe stoßen zusammen. Also Neustart: nochmal üben. Es sind Manöver wie dieses, welche Kapitäne im neuen Schiffsführungssimulator der Niederelbe Schifffahrtsgesellschaft (NSB) in Buxtehude (Landkreis Stade) üben können.
Die Häfen der Welt ansteuern
"Wir trainieren die Realität, bevor die Realität uns trainiert", fasst Kapitän Mosiejczuk das Ziel des Simulators zusammen. Die Technik kann neben der Elbe noch viele weitere schwierige Hafeneinfahrten der Welt nachbilden. Aber auch Manöver auf offener See werden mit dem Simulator trainiert. Kapitän Morten Magnil hat die Szenarien entwickelt. "Unser Ziel ist es, künftig Unfälle zu vermeiden", sagt er. Grundlage für die Manöver sind Erfahrungswerte, welche Seeleute bereits gemacht haben.
Wellengang durch Projektion
Kapitän Mosiejczuk und seine Kollegen sind - im Simulator - mittlerweile auf offener See vor Helgoland unterwegs. Es stürmt, der Wellengang ist hoch. "Es fühlt sich so echt an, auch wenn du eigentlich genau weißt, dass es nur in deinem Kopf passiert. Ich habe sogar angefangen, auf dem Schiff zu balancieren", erzählt Mosiejczuk. Tasächlich steht der Pole in einem halbrunden Raum. Mehrere Beamer projizieren die stürmische See auf eine große Leinwand entlang der gesamten Wand. So entsteht das täuschend echte Szenario.
Standort Buxtehude profitiert
Etwa 600.000 Euro hat NSB in den nach eigenen Angaben modernsten Schiffsführungssimulator der Welt investiert. "Wir machen damit auch deutlich, dass wir Buxtehude und Norddeutschland weiter als Hauptstandort für unsere Reederei sehen, losgelöst von allen Internationalisierungs- und Globalisierungstendenzen", sagt CEO Tim Ponath. 168 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat NSB in Buxtehude. Weltweit sind zudem 1.200 Seeleute für das Unternehmen unterwegs.
Größere Schiffe, größere Herausforderung
Im neuen Simulator sollen nun erstmal die eigenen Seeleute trainiert werden. "Die Schiffe werden größer, die Brücke wandert nach vorne und das Verhalten der Schiffe verändert sich", erklärt Caroline Baumgärtner, die bei NSB für die Weiterbildung des Personals zuständig ist. Das Wissen der Kapitäne müsse aufgebessert werden, insbesondere, wenn das Studium schon mehrere Jahre zurückliege. Künftig will die NSB den Simulator aber auch anderen Reedereien zur Verfügung stellen, damit diese dort ihre Seeleute ausbilden können.
Nächstes Ziel: Teamwork
Für Kapitän Morten Magnil geht es neben den technischen Fragen aber auch um die soziale Komponente. "Wir trainieren hier Teamwork, das ist auf den Schiffen immer wichtiger". Kapitän Mosiejczuk und seine Kollegen haben mittlerweile auch das Manöver vor Helgoland gemeistert. Nun können sie wählen, wo sie als nächstes hinfahren wollen. Der Hafen von New York oder die Straße von Messina liegen hier nur einen Mausklick entfernt.