Ministerpräsident Weil besucht Amazon und fordert Tarifbindung
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hat sich bei einem Besuch am Amazon-Logistikstandort Winsen/Luhe für eine Tarifbindung der Belegschaft ausgesprochen - wohl aber ohne Erfolg.
"Ich wünsche mir, dass wir sie überall haben, es nutzt Arbeitgebern und Arbeitnehmern", sagte der SPD-Politiker am Dienstag nach einem Rundgang durch das Werk. Bei einem Gespräch mit der Unternehmensleitung sei ihm aber gesagt worden, dass man die Tarifbindung nicht brauche. "Ich glaube nicht, dass es mir gelungen ist, Amazon zu überzeugen", bekannte er. Auch Vertreter des Betriebsrates waren bei dem Gespräch dabei, sie fordern einen Haustarifvertrag für die bessere Überwachung der Arbeitnehmerrechte. Weil ergänzte: "Das war ein sehr lohnenswerter Besuch, wir hätten uns das schon vor Monaten vorstellen können."
Gewerkschaft ver.di fordert Tarifvertrag
Ursprünglich wollte Weil schon im Frühjahr nach Winsen (Landkreis Harburg) fahren. Anlass damals waren unter anderem arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen von Amazon mit Betriebsräten, die dann in Gerichtsverfahren mündeten. Am Ende verwehrte das Unternehmen den Austausch zwischen Mitarbeitenden und der Politik. Seitdem gab es viel Kritik an Amazon, unter anderem von der Gewerkschaft ver.di. Sie fordert von den Verantwortlichen des Unternehmens, die Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels in Niedersachsen anzuerkennen und den Abschluss eines Tarifvertrags. Zwei Warnstreiks gab es seitdem bereits im Logistikzentrum in Winsen. Rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 100 Nationen sind dort auf 64.000 Quadratmetern Fläche beschäftigt. Die meisten arbeiten in einem Drei-Schicht-Modell. Winsen ist eines von 20 Amazon-Logistikzentren in Deutschland.