NDR Reporter Jan Bockemüller liegt in einem selbstgebauten Zelt aus Ästen und Laub. © NDR Foto: Jan Bockemüller

24-Stunden-Selbstversuch: Überleben in der Lüneburger Heide

Stand: 29.09.2024 09:14 Uhr

Die Survival-Experten Johanna und Björn Hombergs wissen, wie es geht. NDR Reporter Jan Bockemüller will es lernen: 24-Stunden-Survival in der Lüneburger Heide. Hier kann man an seine Grenzen stoßen.

von Jan Bockemüller

Der Sommer ist in den letzten Zügen und es wird langsam wieder kühler. Gut 20 Grad Celsius sind es in der Spitze an diesem September-Tag in der Lüneburger Heide. Mit Trecking-Rucksack auf dem Rücken und Wanderschuhen an den Füßen treffe ich mich gegen Mittag mit Johanna und Björn Hombergs. Ich bin absoluter Outdoor-Laie, aber die Survival-Experten wollen mir zeigen, wie ich in der Natur mit einfachen Mitteln klarkommen kann. Das Wichtigste, was mir Björn von Beginn an vermittelt, sind die vier Grundbedürfnisse des Menschen: Schlaf, Wärme, Wasser und Nahrung.

Überleben in der Wildnis: Laubhütte gegen Schietwetter

NDR Reporter Jan Bockemüller nimmt an einem Survivalkurs von Johanna und Björn Hombergs teil. © NDR Foto: Jan Bockemüller
Die Survivalkurse von Johanna und Björn Hombergs finden in der freien Natur statt.

Am frühen Nachmittag beginnen wir mit dem Bau einer Hütte aus Ästen und Laub. Die kann in der Not Leben retten. Das Laub ist wasserabweisend und dient als Dämmmaterial, hier könnte ich selbst bei niedrigen Temperaturen ohne Isomatte oder Schlafsack warm und trocken schlafen. Der Bau der Hütte ist anstrengend, wir brauchen zu Dritt gut zwei Stunden. Besonders aufwendig ist es, die passenden Äste zu finden und das Laub zusammenzutragen. Erschöpft und verschwitzt greife ich immer wieder zu meiner Trinkflasche.

Draußen dehydriert man schneller

Ungefiltertes Brackwasser, zum Abkochen bereit. © NDR Foto: Jan Bockemüller
So sieht das ungefilterte Brackwasser aus, das vorm Trinken noch abgekocht werden muss.

Mit jedem Schluck Wasser beuge ich einer möglichen Dehydrierung vor. Björn erklärt mir, dass man hier draußen permanent Flüssigkeit verliert, ohne es zu merken. Ganz einfach deshalb, weil man ständig in Bewegung ist. Wir haben aber genug Wasser mitgebracht, das beruhigt mich ein wenig. Ich bin von Haus aus ein durstiger Mensch. Zur Not gäbe es hier auch einen Tümpel mit Brackwasser, das könnte man trinken, wenn man es vorher filtert und abkocht, erklärt Johanna Hombergs. Tut man das nicht, droht Durchfall - und der könne hier draußen tödlich sein.

Grillen auf der Feuerstelle - Wie im Western

Es ist etwa 18 Uhr, die Sonne geht bald unter und wir brauchen ein Feuer. Da denke ich direkt an alte Western, wenn amerikanische Ureinwohner einen Stock in die Hände nehmen und anfangen, diesen hin und her zu drehen, sodass durch die Reibung ein Feuer entsteht. So ähnlich probiere ich das auch. Mein Holzstück ist an einem Bogen gespannt, so können Profis schneller Reibung aufbauen. Bei mir klappt es auch nach gut sechs Anläufen nicht mit meinem Feuer. Johanna hilft mir - und endlich können wir unser mitgebrachtes Fleisch und Gemüse grillen.

Survivaltipps der Experten

NDR Reporter Jan Bockemüller macht bei einem Survivalkurs ein Feuer. © NDR Foto: Jan Bockemüller
Bei dem Survivalkurs lernen die Teilnehmenden auch, wie man ein Feuer macht.

Wichtig: Feuer machen ist im Wald ohne Sondererlaubnis komplett untersagt. Es drohen saftige Geldstrafen von mehreren Tausend Euro. Auch wild campen ist in niedersächsischen Wäldern verboten, biwakieren wird in der Regel geduldet. Das heißt, dass man eine Plane oder Hängematte für eine Nacht spannen kann. Wer losziehen will, sollte sich laut den Hombergs gut über die Zielregion informieren. Außerdem sind Pflicht: ein scharfes Messer, wetterfeste Kleidung, Wanderschuhe, eine Plane und ein Schlafsack.

Raus aus der Komfortzone

Am Lagerfeuer erzählen mir Björn und Johanna von ihren Survival-Abenteuern. Um 22 Uhr ist Schlafenszeit. Mir graut es ein bisschen davor in meiner selbst gebauten Laubhütte zu schlafen, denn im Laub tummelt sich einiges an Getier. Kurz nachdem ich mich mit meinem Schlafsack in die Hütte gerobbt habe, krabbelt mir auch schon die erste große Spinne über die Hand. Eine lange Nacht liegt vor mir. Denn gemütlich ist die Hütte nicht wirklich, ich schlafe etwa drei Stunden und habe permanentes Spinnen-Kopfkino.

Frühstück mit Wildkräutern

Gerädert von der Nacht sitze ich am Morgen gegen acht Uhr an unserer Feuerstelle. Gleich geht es Spitzwegerich und wilden Oregano sammeln. Alles Kräuter aus der Natur, mit denen wir unser Rührei verfeinern wollen. Beim Frühstück lasse ich die gut 24-Stunden-Survivalkurs Revue passieren. Als Städter muss ich sagen, dass der Wald schon etwas sehr Entspannendes hat. Aber in so einer Hütte muss ich nicht noch einmal schlafen. Obwohl: In einer echten Notsituation wäre mir mein Leben wichtiger, als ein paar ungebetene, krabbelnde Gäste.

Weitere Informationen
Der Unterstand mit Waldläuferbetten für die Nacht. © NDR/Kabuja

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