Tödlicher Schuss: Angeklagter will nur vor Polizei aussagen
Nach dem tödlichen Schuss auf einen 34-Jährigen an einer Haltestelle in Hannover-Döhren hat der Angeklagte zum Prozessauftakt für Unverständnis gesorgt: Er wolle nur vor der Mordkommission aussagen, dafür jedoch ausführlich.
Die Staatsanwältin fragte den Verteidiger nach dem Grund für dieses Vorgehen, weil niemand verstehe, warum der Angeklagte seine Aussage nicht selbst vor Gericht mache oder durch seinen Anwalt verlesen lasse. Auch ein Nebenklagevertreter reagierte verstimmt: Der Angeklagte habe ausreichend Zeit gehabt, "sich vor der Polizei zu erklären", sagte er. Der Anwalt des Angeklagten sagte dazu: "Vielleicht verstehen Sie uns, wenn Sie die Einlassung kennen." Die Kammer stimmte dem Wunsch des 22-Jährigen zu, wie der Vorsitzende Richter Joachim Lotz sagte. Die Informationen aus der polizeilichen Vernehmung soll eine Polizistin am Freitag vor Gericht vortragen.
Gerichtssprecher: "Habe so etwas noch nie erlebt"
Gerichtssprecher Sebastian Anderski bezeichnete das als ungewöhnlichen Vorgang. "Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Aber die Kammer ist aus Aufklärungsgesichtspunkten dazu verpflichtet, die Wahrheit zu erforschen und muss deshalb auch von dieser Möglichkeit Gebrauch machen, wenn sie von dem Angeklagten angeboten wird", sagte Anderski dazu. Der Richter hat den Angeklagten auch nochmal belehrt, dass es für ihn besser wäre, die Aussage selber zu machen und nicht durch eine Polizistin vortragen zu lassen. Die Staatsanwältin sieht zudem ein Risiko: Der 22-Jährige sei schon einmal geflüchtet.
Angeklagter in Hameln festgenommen
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Totschlag und Verstoß gegen das Waffengesetz vor. Er soll im Februar mindestens zwei Mal an einer Stadtbahn-Haltestelle in Hannover-Döhren auf einen 34-Jährigen geschossen haben. Ein Schuss traf den Mann in den Bauch. Der Verletzte starb kurze Zeit später. Der Angeklagte wurde in der Wohnung seiner Mutter in Hameln festgenommen.
Streit war Schüssen vorausgegangen
Vor den tödlichen Schüssen sollen laut Staatsanwaltschaft der Bruder des späteren Opfers und der Angeklagte in Streit geraten sein. Der 34-Jährige habe schlichten wollen und sei dazwischengegangen. Dann soll der 22-Jährige geschossen haben - und damit den Tod der beiden Brüder billigend in Kauf genommen haben, so die Anklage. Für den Prozess sind noch sieben Verhandlungstermine geplant.