Sterben Kinder an RSV? Zitat von Oberarzt schlägt hohe Wellen
Eine Welle von Infektionen mit dem RS-Virus bringt Kinderkliniken an ihre Grenzen. Ein Arzt sagte: "Kinder sterben, weil wir sie nicht mehr versorgen können." Das alarmierte Niedersachsens Gesundheitsministerin.
Es war der Leitende Oberarzt der Kinderintensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Michael Sasse, der die aktuelle Situation in den Kliniken mit diesen Worten beschrieb. Er sprach am Donnerstag auf der Pressekonferenz der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) von einer ohnehin schon prekären Lage, die sich durch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) noch einmal verschlimmert habe. Auf Nachfrage des NDR in Niedersachsen, ob bereits Kinder gestorben seien, ließ Sasse am Freitag über einen Sprecher der Divi mitteilen: "Es steht klar zu befürchten, dass Kinder sterben könnten, wenn die Versorgungssituation nicht schnellstmöglich verbessert wird."
Behrens fragt nach: Wie dramatisch ist die Lage in der MHH?
Die Worte des MHH-Oberarztes hatten auch Niedersachsens Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) alarmiert, die sich am Donnerstag nach Angaben eines Ministeriums-Sprechers umgehend bei der MHH informierte, wie dramatisch die aktuelle Lage ist. Es sei nicht so, dass Kinder sterben, weil sie nicht behandelt werden können, sei die Rückmeldung aus dem Universitätsklinikum gewesen, sagte der Ministeriums-Sprecher am Freitag in der Landespressekonferenz. Im Vergleich zur vergangenen Woche habe sich die Lage in der MHH sogar entspannt. Mittlerweile würden dort auch Kinder aus anderen Bundesländern aufgenommen.
Erste Hinweise: Höhepunkt der RSV-Welle ist erreicht
Auch vom Robert Koch-Institut (RKI) und vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA) gebe es erste Hinweise, dass möglicherweise der Höhepunkt der RSV-Welle erreicht sei, sagte der Ministeriums-Sprecher. Ein Indiz dafür sei etwa, dass der Anteil der positiv auf RSV getesteten Proben nicht mehr steige. Dies sei aber keine Entwarnung, so der Sprecher.
Gesundheitsministerium: "Keine flächendeckende Überlastung"
Von 234 betreibbaren Kinderintensivbetten in Niedersachsen hätten die Krankenhäuser lediglich 58 als frei gemeldet, sagte der Ministeriums-Sprecher unter Berufung auf das RKI. Davon seien 45 Betten frei für Neugeborene und 13 für Kinder ab dem 29. Lebenstag. Am Vortag seien noch 66 freie Betten gemeldet worden. Die Lage sei "durchaus angespannt in Niedersachsen", so der Sprecher, der aber hinzufügte: "Es ist keine flächendeckende Überlastung festzustellen."