Der Angeklagte (r) kommt mit seinem Anwalt Roy Khalaf in den Gerichtssaal im Landgericht Hildesheim. © Julian Stratenschulte/dpa Foto:  Julian Stratenschulte

Prozess um tödlichen Messerangriff in Sarstedt: Angeklagter schweigt

Stand: 07.02.2025 12:44 Uhr

Rund fünf Monate nach dem tödlichen Messerangriff in Sarstedt muss sich der Angeklagte seit Freitag vor dem Landgericht Hildesheim verantworten. Er soll einen 61-Jährigen tödlich verletzt haben.

Der 35 Jahre alte mutmaßliche Täter äußerte sich zum Auftakt der Verhandlungen nicht. Sein Anwalt kündigte für den nächsten Prozesstag Ende Februar aber eine Erklärung an. Zwischen dem 35-Jährigen und dem Betreiber einer Geflüchtetenunterkunft im Landkreis Hildesheim soll es im September vergangenen Jahres zu einem Streit gekommen sein. Daraufhin soll der Angeklagte dem 61-Jährigen einen Stich in den Oberkörper versetzt haben, wie aus der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Hildesheim hervorgeht. Das Opfer starb innerhalb weniger Minuten in der Nähe des Bahnhofs. Dem Angeklagten wird Totschlag vorgeworfen.

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Familie des Opfers: Prozess nicht politisch instrumentalisieren

Die Familie des Opfers betonte in einer Erklärung über ihren Anwalt das soziale Engagement des im afghanischen Kabul geborenen 61-Jährigen. Der Vater von sechs Kindern habe erfolgreich ein Unternehmen geführt und großes Verständnis und Empathie für die Bewohner seiner Unterkunft gezeigt. "Die Familie ist entschlossen, den Prozess nicht politisch zu instrumentalisieren", betonte der Anwalt. Er erklärte zudem, die Ehefrau und die Kinder des Getöteten seien mehrfach mit Vorurteilen konfrontiert worden - auch im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen. Dies habe ihre psychische Belastungssituation noch erschwert. Wie genau sich diese Vorurteile geäußert haben, dazu hat er keine Details genannt.

Angeklagter wurde seit 2022 geduldet

Im weiteren Verlauf des Prozesses könnte es auch um die Frage gehen, warum sich der 35-Jährige noch in Deutschland aufhielt. Sein erster Asylantrag war im im August 2017 abgelehnt worden, woraufhin er nach Polen überstellt worden war. Im Juni 2022 reiste er laut niedersächsischem Innenministerium erneut ein und stellte einen neuen Asylantrag, einen sogenannten Zweitantrag. Das Verwaltungsgericht Hannover verhängte zunächst einen Abschiebestopp. Dieser war zum Tatzeitpunkt aber bereits wieder aufgehoben worden. Seit September 2022 soll der Mann ein Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in Sarstedt gewohnt haben.

Urteil im April erwartet

In dem Prozess stützt sich die Anklage vor allem auf Aufnahmen von Überwachungskameras und die Beobachtung von Zeugen. Nach dem Vorfall am 2. September war der 35-Jährige zunächst geflohen, das Messer wurde in der Nähe des Tatorts gefunden. Aufgrund von Zeugenaussagen und Videoaufnahmen konnte er noch am selben Tag auf einem Firmengelände gefasst werden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Einen terroristischen oder islamistischen Hintergrund der Tat schließt die Staatsanwaltschaft Hildesheim nach eigenen Angaben aus. Insgesamt sind zehn weitere Verhandlungstermine angesetzt. Ein Urteil könnte Ende April fallen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 07.02.2025 | 14:00 Uhr

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