Derby-Randale: Müssen Fußball-Clubs Polizeieinsätze bald mitzahlen?
Verletzte Polizisten, Pyrotechnik, zerstörte Sitzreihen: Die Vorkommnisse rund um das Niedersachsenderby zwischen Hannover und Braunschweig haben Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens empört.
Nach den Vorkommnissen beim Zweitliga-Spiel am Sonntagmittag deutete die SPD-Politikerin an, dass Niedersachsens Bundesligavereine künftig die Zusatzkosten solcher Hochrisikospiele zahlen sollten. "Dieser hohe Polizeieinsatz ist sicherlich auf Dauer so nicht zu leisten, ohne dass wir uns mit den Vereinen über eine Kostenerstattung unterhalten müssen", hatte Behrens am Sonntag gesagt. Am Montag bekräftigte sie gegenüber dem NDR in Niedersachsen den Gesprächsbedarf mit den Bundesligaclubs. "Die Polizei ist nicht auch noch dafür zuständig, im Stadion für Sicherheit zu sorgen - das musste sie aber gestern. Und daher möchte ich mich gern mit den Vereinen zum Thema Hochrisikospiele unterhalten", sagte Behrens.
Behrens "stinkesauer" über Aggression
Innenministerin Behrens hatte sich empört gezeigt über die gewaltbereite Stimmung im Stadion von Hannover 96. "Bisher ist es so, dass Polizei für alle da ist und dass Fußballspiele Teil des gesellschaftlichen Lebens sind. Was wir gestern erlebt haben, hat mit Sport nichts zu tun - das war Randale", sagte Behrens gegenüber dem NDR am Montag. "Wir haben über 2.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz gehabt. Die Polizei ist gerade massivst belastet auch durch die Sicherheitslage." Fans beider Seiten hatten Pyrotechnik und Feuerwerk auf den Rasen geschossen. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter auch Polizisten. Zudem hatten Anhänger der Gäste Sitzreihen herausgerissen und auf einen Umlauf geworfen.
DPolG und Steuerzahlerbund fordern Kostenbeteiligung
Zustimmung für Andeutungen der Innenministerin gibt es von der Deutschen Polizeigewerkschaft in Niedersachsen (DPolG) und vom Steuerzahlerbund. "Seit Jahren fordern wir als DPolG, dass die Bundesliga bezahlt, wenn aufgrund von höherem Risiko mehr Polizisten eingesetzt werden müssen", sagte Landeschef Patrick Seegers in einer Mitteilung. "Fußballrandale auf Kosten der Steuerzahlenden und dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen muss auch finanzielle Konsequenzen haben." Daher solle Behrens die Gebührenordnung anpassen. Der Bund der Steuerzahler in Niedersachsen hatte sich nach eigenen Angaben am Montag in einem Brief an die Innenministerin gewandt. "Eine angemessene Beteiligung von gewinnorientierten Veranstaltern an den Kosten erhöhten Polizeiaufwands bei risikobehafteten Großveranstaltungen" sei geboten, heißt es. Der Verband brachte einen bundesweiten "Polizeikosten-Fonds" für deutsche Profivereine ins Spiel.
DFL zahlt für Hochrisikospiele in Bremen
Ob die Gespräche des Innenministeriums mit den Bundesligaklubs darauf hinauslaufen, dass die Vereine sich irgendwann an größeren Polizeieinsätzen beteiligen müssen, ist unklar. Das liegt auch an rechtlichen Gründen. Die Hansestadt Bremen hat als einziges Bundesland eine Gebührenordnung und bittet die Deutsche Fußball-Liga (DFL) seit mehreren Jahren bei Heimspielen von Werder Bremen zur Kasse. Betroffen sind meist sogenannte Hochrisikospiele, bei denen mehr Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sind als normalerweise. Fast drei Millionen Euro hat die DFL bislang gezahlt - allerdings nur unter Vorbehalt einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, ob das rechtens ist. Mehrere Gerichte hatten zuvor die Gebührenerhebung für Polizeikosten bei Hochrisikospielen in Bremen bestätigt. Wann das Bundesverfassungsgericht sich mit dem Fall befasst, ist unklar. Ein Termin ist dem Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) nicht bekannt.