Mit und ohne Nikotin: Sind Vapes eine Einstiegsdroge?
Heute ist Weltnichtrauchertag - und die Zahl junger Raucher steigt. Ein Jugendtrend sind die Einweg-E-Zigaretten Vapes. Doch diese erleichtern den Einstieg in den Nikotinkonsum deutlich, warnen Experten.
In Deutschland rauchen immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene. Das zeigt die Deutsche Befragung zum Rauchverhalten (Debra). Die Debra ist eine kontinuierlich durchgeführte repräsentative Umfrage, die vom Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf betreut wird. Bei den 14- bis 17-Jährigen stieg der Anteil der Raucherinnen und Raucher im vergangenen Jahr auf 15,9 Prozent. 2021 waren es lediglich 8,7 Prozent der Jugendlichen.
Vapes erleben einen Boom: Suchtberaterin beunruhigt
Ein besorgniserregender Trend, wie Jenny Lehnert-Ott findet. Sie ist Leiterin des Fachbereichs Prävention bei der Prisma Suchtberatung in Hannover. "Wir hatten uns eigentlich gefreut, dass die Zahlen kontinuierlich gesunken sind über die letzten Jahre und dass das gesellschaftlich akzeptierte Rauchen nach und nach zurückging", sagt Lehnert-Ott. Der regelrechte Boom der Nikotin-Popularität macht sich auch bei ihr in der Suchtberatung am Ihmeplatz im Stadtteil Linden bemerkbar. "Es kommen mehr und mehr Schulen auf uns zu, weil immer mehr Jugendliche diese E-Zigaretten besitzen und da auch ganz offen drüber reden", berichtet die Suchtexpertin.
Sind Vapes schädlich?
Wie kommt es, dass Nikotinkonsum scheinbar plötzlich wieder en vogue ist? Lehnert-Ott glaubt, dass es neben Nachwirkungen der Corona-Pandemie auch an der durch die Vapes gesunkenen Hemmschwelle liegt. "Es gibt die Vapes auch ohne Nikotin, sodass der Einstieg ganz leicht ist. Dadurch ist dann auch später der Umstieg auf einen Dampfer mit Nikotin einfacher." Pneumologen beklagen, dass es so gut wie keine Daten über die langfristigen Folgen des Vape-Konsums gebe.
Vapes und Zigaretten enthalten den gleichen Suchtstoff
Vapes als Vorstufe zur klassischen Tabak-Zigarette? Suchtexperten halten das für naheliegend. "Jeder Raucher erinnert sich an seinen ersten Zug einer Zigarette - das ist für die wenigsten ein angenehmes Erlebnis", schildert Lehnert-Ott. Bei einem Vape hingegen ist der Dampf verhältnismäßig angenehm zu inhalieren, dazu schmeckt er wie süßlich-fruchtige Limonaden. Sobald nach längerem Vape-Konsum eine Sucht ausgeprägt ist, sei der Griff zur klassischen Tabak-Zigarette nicht weit, erklärt Daniel Kotz, Allgemeinmediziner an der Universität Düsseldorf und Leiter der Debra-Studie: "Es ist ja der gleiche Suchtstoff, der in den Vapes und der Zigarette steckt. Und da ist der Weg zum Tabak dann nicht weit, wenn der Suchtstoff auch auf andere Weise aufgenommen werden kann."
Experten-Rat: Mit der "Rauchstopp-Methode" aufhören
Doch was ist, wenn Jugendliche nun merken, dass sie abhängig geworden sind und aufhören möchten? Lehnert-Ott rät: "Ich sollte mir jemanden suchen, der mich unterstützt und ich empfehle ganz klar die Rauchstopp-Methode", sagt Lehnert-Ott. Das heißt, dass der Konsum abrupt beendet wird, statt ihn langsam herunterzufahren. "Am besten suche ich mir dafür eine Zeit aus, in der nicht viel Stress anliegt und in der es mir gut geht, also lieber im Urlaub oder in den Ferien statt in der Prüfungsphase", empfiehlt sie. Dabei sollte vorausgeplant werden: "Ich sollte darüber nachdenken, ob ich in Situationen geraten könnte, die mich zum Nikotinkonsum animieren. Wie werde ich dann mit diesen Situationen umgehen?'"
Statt der Moralkeule: Gründe fürs Rauchen besprechen
Eltern rät Lehnert-Ott, sich über die Jugendtrends zu informieren und dabei auch auf die von ihren Kindern genutzten Social-Media-Kanäle zu achten. So könne ein konstruktives Gespräch über den möglichen Nikotinkonsum der Jugendlichen geführt werden, statt die Moralkeule zu schwingen. "Ganz wichtig ist, nicht mit den möglichen Folgen und Konsequenzen des Nikotinkonsums zu kommen, denn das wissen die Raucher meist selbst und nehmen es in Kauf." Lieber sollte nach den Gründen für den Konsum gefragt werden und was die Jugendlichen sich für eine Wirkung erhoffen. "Dabei geht es auch ganz oft um klassische Pubertätsthemen - beispielsweise die Gruppenzugehörigkeit oder die Ablösung von den Eltern", erklärt Lehnert Ott. So könne gemeinsam eine Lösung erarbeitet werden.