Mann fährt bei Tempo 160 auf ICE-Trittbrett mit
Es ist die Schreckensvision vieler Reisender: Das Gepäck ist im Zug verstaut, man will vor der Abfahrt nur noch kurz mal auf den Bahnsteig, für einen kurzen Snack oder ähnliches - und dann fährt der Zug plötzlich los. Üblicherweise steht für den Betroffenen dann der Gang zu einem Bahn-Mitarbeiter oder den Info-Schalter der Bahn an. Ganz anderes verhielt sich dagegen ein Mann am Mittwochvormittag in Bielefeld. Als sein Zug Richtung Hannover plötzlich anfuhr, entschied sich der 59-Jährige für ein lebensgefährliches Manöver: Er lief neben dem losfahrenden ICE her - und sprang auf. Zwischen zwei Waggons klammerte sich der Mann mit den Händen an einen sogenannten Faltenbalg und stützte sich mit den Füßen auf einem kleinen Trittbrett ab - während der ICE immer weiter beschleunigte.
Zug beschleunigt auf 160 Kilometer pro Stunde
Das an Actionfilme erinnernde Manöver hätte ihn das Leben kosten können. Doch der Mann hatte Glück. Der Fahrdienstleiter hatte den 59-Jährigen bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Bielefeld auf seinem "Außenstellplatz" entdeckt und direkt das Zugpersonal an Bord des ICE informiert. Der Zug, der laut Angaben der Bahnpolizei zu diesem Zeitpunkt bereits eine Geschwindigkeit von 160 Kilometer pro Stunde erreicht hatte, drosselte darauf die Geschwindigkeit und legte einen unplanmäßigen Zwischenstopp im 25 Kilometer entfernten Bahnhof Löhne ein. Dort wurde der Trittbrettfahrer in den Zug geholt. Beim nächsten Halt in Hannover wurde der 59-Jährige dann von der Bundespolizei aus dem Zug geholt und seine Personalien aufgenommen.
Bundespolizei: "Das hätte tödlich ausgehen können"
"Das war lebensgefährlich. Wenn das Bahn-Personal nicht so schnell reagiert hätte, hätte das tödlich ausgehen können", sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Hannover NDR.de. Das Risiko sei immens, nicht nur wegen des geringen Platzangebots und der Geschwindigkeit. "Die Waggons bewegen sich ja auch und rütteln hin und her", erklärte der Polizeisprecher.
Ähnlicher Fall im Jahr 2012
Einen solchen Fall haben die Bundespolizisten in Hannover schon einmal erlebt: Vor fünf Jahren hatte sich ein junger Niederländer für die Fahrt von Berlin nach Amsterdam auf ein Trittbrett des Triebwagens eines Nachtzugs gehockt. Auch er überstand die riskante Aktion ohne Verletzungen: Er wurde frühzeitig entdeckt und in Hannover der Polizei übergeben.
"Trittbrettfahrer" droht geringe Strafe
Die offiziellen Folgen dürften sich für den 59-jährigen "Trittbrettfahrer" aus Bielefeld übrigens in Grenzen halten: Laut Bundespolizei droht dem Mann nur ein Verwarnungsgeld, weil er gegen die Eisenbahnbetriebsordnung verstoßen hat. Dies sei als "geringfügige Ordnungswidrigkeit" einzuordnen, so der Polizeisprecher. Im Fall des jungen Niederländers war das Strafmaß höher - dieser hatte bei seiner "Trittbrettfahrt" auch keinen Fahrschein dabei.